Father John Misty
Pure Comedy
Mehr unendlicher Spaß mit der Hipsterversion von Elton John
Father John Misty erzählt vom Krieg: von seiner Flucht aus L.A., von all den Heuchlern und ihren beschissenen Bands, von Waffennarren und Kreationisten, vom Zusammenbruch der Alten Welt, von sich selbst und davon, wie er gelernt hat, dass man sein Unvermögen am besten versteckt, indem man sich ins Scheinwerferlicht stellt. „Leaving L.A.“ ist eine epische Ballade in zehn Strophen, ein erschütternd gleichmütiges, von einer Akustikgitarre beseeltes und mit Streichern verziertes 13‑Minuten-Poem, das zwischen Ovids Amores und Fleetwood Macs „Little Lies“, zwischen Schweinchen Dick und König Ödipus dem Untergang des Abendlands zuschaut.
Wimmern statt Knall
Auf „I Love You, Honeybear“ probierte Father John Misty noch Freakfolk-Variationen aus. Nun konzentriert er sich darauf, die Larmoyanz, den Sarkasmus und das Pathos von „Bored in The USA“ zu vervielfältigen. Als trauriger Hipsterballaden-Clown zwängt er sich zwischen Elton John, Rufus Wainwright und Randy Newman. Das Album „Pure Comedy“ ist eine intime Bestandsaufnahme eines romantisch veranlagten Zynikers und Zerstörungskünstlers, ein Apokalypsen-Soundtrack in 13 Kapiteln – allerdings nicht im Stile Roland Emmerichs, sondern T. S. Eliot folgend mit einem Wimmern statt mit einem Knall.
Unter der sanft-sentimentalen Oberfläche lauert ein Kompendium kurioser Einfälle, ein schwer zu fassendes Konvolut, das mal Tagebuch, mal Aphorismensammlung, immer aber Endzeitfantasie ist. „Total Entertainment Forever“ erzählt von einer Welt, die sich zu Tode amüsiert, „Things That Would Have Been Helpful To Know Before The Revolution“ vom Ennui in einer posttechnologischen Zukunft, „Pure Comedy“ interpretiert die Geschichte der Menschheit als großen Witz, „In Twenty Years Or So“ sieht das gewaltsame Ende des menschlichen Experiments voraus, und das gospelhafte „When The God Of Love Returns There’ll Be Hell To Pay“ stellt die Schöpfungsgeschichte infrage: „Maybe try something less ambitious the next time you get bored/ Oh my Lord!“ (PIAS)