Wim Wenders :: Every Thing Will Be Fine
Zuletzt hatte Wim Wenders vor allem mit seinen oscarnominierten Dokumentationen „Buena Vista Social Club“ und „Pina“ sowie, in diesem Jahr, mit „Das Salz der Erde“ die Kritiker für sich eingenommen. In diesen Arbeiten hatte er die Möglichkeiten des Filmemachens für sich neu vermessen. Mit seinem Künstlerdrama „ Every Thing Will Be Fine“, das auf der Berlinale Weltpremiere feierte, kehrt er nun nach sieben Jahren zum Spielfilm zurück.
Im Mittelpunkt steht der Schriftsteller Tomas, der zu Beginn des Films einen Unfall verursacht. Wir sehen einen Kinderschlitten und hören einen Knall. Mit Tomas gehen wir um das Auto herum und sehen den kleinen Christopher unversehrt auf seinem Schlitten. Man scheint mit dem Schrecken davongekommen zu sein, doch ein vielsagender Blick von Kate und die panische Frage „Wo ist Nicholas?“ lassen einem eine Minute später das Blut in den Adern gefrieren.
Diese Eröffnungsszene ist grandios, weil sie den Zuschauer in das Geschehen hineinzieht und das Unheil, das dem Film seinen düster-melancholischen Grundton gibt, zunächst nicht zeigt, um es dann wie einen Aufwärtshaken auf die Zuschauer krachen zu lassen. Was dann folgt, ist jedoch eine langatmige und distanzierte Auseinandersetzung mit den existenziellen Fragen nach Schuld, Vergebung und Wiedergutmachung. Die Ereignisse führen bei Tomas zu einer Sinnkrise. Aus dieser berfreit er sich schreibend, und er beginnt ein neues Leben, ohne das alte vollkommen hinter sich lassen zu können.
James Franco verkörpert diesen introvertierten Künstler auf nervenaufreibende Art und Weise. Er trägt durch diesen Film und ist in seiner Unnahbarkeit zugleich nur schwer zu ertragen. Die 3-D-Technik, deren Möglichkeiten Wenders in „Pina“ in Perfektion gezeigt hat, führt hier zu einem kulissenhaften Hyperrealismus, der die Distanz zwischen Zuschauer und Handlung nur noch vergrößert. Wo früher Wenders’ Poesie der Bilder regierte, herrscht nun die seelenlose Kälte der Technik. Deprimierend!