Eric Clapton

„The Definitive 24 Nights“

Warner (VÖ: 23.6.)

Rock und Blues in orchestralem Ambiente

Bevor er noch mal „Gott“ (in der Unplugged-Variante) werden durfte, kam E.C. 1990/91 als Mittvierziger im Jesus-meets-Versace-Look mit schulternahem Wallehaar und Strass am Gitarrengurt auf die Royal Albert Hall nieder, gleich 18- bzw. 24-mal am Stück, mit vier Formationen von Quartett bis Haste-nich-gesehn. Er wollte es allen recht machen. Die Cream-Nostalgiker sanken zu einem knackigen „White Room“ in kniefällige Verehrung. Die Plattenfirma sagte bei „Pretending“ zumindest nicht, sie habe keine Single gehört.

Ein Mittvierziger im Jesus-meets-Versace-Look mit schulternahem Wallehaar und Strass am Gitarrengurt

Clapton selbst trug sowohl einen „Anspruch“ mit sich, der seine Apotheose in einer Performance mit einem von Michael Kamen dirigierten Orchester findet, als auch den Blues-Aficionado, der immer noch in ihm steckte und trotz all der alten Rassismus-Ausfälle immer noch (oder wieder) genug Credibility hatte, um unter anderem Buddy Guy und Robert Cray rekrutieren zu können. Wohl hatten die Herren auch nichts gegen den Scheck dafür einzuwenden.

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Im Original enthielt „24 Nights“ 15 Stücke auf zwei CDs bzw. vier LP-Seiten, auch weil Clapton es nur einmal unter fünf Minuten macht (bei Ray Charles’ „Hard Times“) und auch nichts dabei findet, eine kompakte Schnulze wie „Wonderful Tonight“ auf ca. neun Minuten aufzublasen (ohne und mit Orchester). Ein wenig Auslauf brauchen er selbst und die Gäste ja auch. Die Box-Neuauflage ist ca. dreimal so lang, mit gleich 35 (!) Stücken mehr aus allen Gewerken (die als „Rock“, „Blues“ „Orchestral“ auch einzeln zu haben sind).

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Dabei wirkt die Kippe am Stratocaster-Hals wie ein Relikt aus ferner Zeit, wenn eine fast brutal nach vorn gespielte „Layla“ Claptons Dilemma auf den Punkt bringt. Im ersten Teil will er’s allen zeigen (auch in Versace), im zweiten Teil ebenfalls, er weiß aber nicht so genau wie und geht vor lauter Orchester doch eher ein. Mehr davon? Bitte: Kamen, 2003 früh verstorben, hatte eigens gleich ein 30-minütiges „Concert For Guitar“ komponiert. Ist aber weniger schlimm als Reggae mit Orchester – das killt den Sheriff wirklich.