Emmylou Harris :: Wrecking Ball (Deluxe Edition)
Um Outtakes und DVD erweiterte Ausgabe des Albums von 1995
Nach einem im Ryman in Nashville aufgezeichneten Mitschnitt und dem folgenden „Cowgirl’s Prayer“ hatte Emmylou Harris offenbar beschlossen, einen ambitionierten Neustart zu wagen. Sich dafür demselben Produzenten anzuvertrauen, der Bob Dylan bei den Sessions zu „Oh Mercy“ betreute, war so mutig wie bedenklich: Immerhin war Daniel Lanois dafür bekannt, seine Klienten schon mal zu ziemlich idiosynkratischen Klang-Konzepten zu überreden. Am Ende waren „Blackhawk“ und „Where Will I Be“ Lanois pur, der Meister an allen Saiteninstrumenten und im Duett mit Emmylou in seinem patentierten Hall-Sound.
In demselben produzierte er mal mehr (Neil Youngs Titelsong) und mal weniger (Bob Dylans „Every Grain Of Sand“) die Aufnahmen, mal mit durchaus originellen Ideen (Jimi Hendrix‘ „May This Be Love“), die Qualitäten der Sängerin ins beste Licht rückend, dafür Gillian Welchs schlichte Appalachen-Folk-Ode „Orphan Girl“ beinahe den Schönklang-Tod sterben lassend. „Goin‘ Back To Harlan“ aus der Feder von Anna McGarrigle ist, unsinnig mit Synthesizern überladen, im Vergleich zum Original die schwächste Aufnahme des Albums.
Womöglich als kleine Konzession an ihre Country-Fans gedacht, dürfte die Deutung des mit Rodney Crowell komponierten „Waltz Across Texas Tonight“ dennoch kaum großes Entzücken ausgelöst haben. Wieso Lanois die sängerischen Qualitäten der McGarrigle-Schwestern im Mix nicht recht zur Geltung kommen lässt, bleibt umso rätselhafter, als sich die Damen anderswo in innigster Harmonie präsentiert hatten. Wie weniger Hall einen Song dann doch noch wunderbarer klingen lassen kann, beweist nicht nur die alternative Aufnahme von „Sweet Old World“, sondern auch das seinerzeit ins Archiv verbannte „How Will I Ever Be Simple Again“.
Die schönsten Momente der kurzen „Making-of“-DVD sind die, in denen Harris und Neil Young „Sweet Old World“ im Wohnzimmer-Studio singen. Fan-Liner-Notes von Gillian Welch. (Nonesuch)