Eminems neues Album: Wer hat Angst vor dem bösen alten Mann, der die Kinder erschreckt?

Gekommen um endgültig wieder zu gehen. Ruhe in Frieden, Slim Shady!

Nach dem flotten „Houdini“ hätte man etwas mehr erwartet von diesem Abschiedsgeschenk an die Fans. Ein Album, das Eminems Alter Ego Slim Shady nach 25 Jahren zu Grabe trägt. Die vorab veröffentlichte Single profitierte enorm von Steve Millers 82er-Hit „Abracadabra“, war gewitzt, wendig und so melodisch wie einst „Stan“.

Leider ist „The Death of Slim Shady (Coup de Grâce)“ als Ganzes eher durchwachsen. Das zeigt „Temporary“, ein tränenreicher Abschied von der Tochter Hailie Jade, musikalisch im Stil von „Stan“, unterstützt von der Sängerin Skylar Grey. Man kann das sweet und niedlich finden – aber eigentlich war es ja der böse Humor und Sarkasmus, den wir an Slim Shady immer geliebt haben.

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Der findet sich eher in „Brand New Dance“. Melodramatisch wird es in „Bad One“. Der Beat von Resto nimmt sich den klassischen Dr.-Dre-Kopfnicker-Sound zum Vorbild, im Text gibt Eminem noch mal den Gangster: „Biggie is gone and Tupac (Yeah). And I’m still alive and you not the woo, dog“. Passt heute halt nicht mehr so recht zu einem 51-jährigen Multimillionär.

„Habits“ ist toll – warum nicht mehr davon?

„Somebody Save Me“, setzt dann eher auf schwermütigen Blues, vor allem wenn Jelly Roll im Refrain singt: „Somebody save me from myself. I’ve spent so long livin‘ in hell“, wird es halt doch etwas kitschig. Der Song schließt mit dem Bekenntnis: „I’m so damaged beyond repair. Life has shattered my hopes and my dreams“. Dass der Mann es immer noch drauf hat, zeigt unter anderem das ebenfalls vorab veröffentlichte „Tobey“, mit Big Sean und BabyTron. Eine Hommage an Tobey Maguire, schön dick aufgetragen, mit fetten Horrorfilm-Samples und gutem Rap. Auch „Habits“ ist toll – warum nicht mehr davon?

Der Name Slim Shady stand von Anfang an für die kaputte, monströse Seite von Eminem, der als Marshall Mathers immer wieder auch den Gegenpol dazu präsentierte. Es ist konsequent von dem Rapper jetzt einen Schlussstrich zu ziehen, denn niemand mag einen bösen alten Mann der die Kinder erschreckt. Die rührseligen Balladen, vom Gangster, der am Ende mild und einsichtig wird, hätte man aber nicht unbedingt gebraucht. Ruhe in Frieden, Slim Shady! (Universal)