Eliot Sumner
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Stings Tochter singt wie der Vater, hat aber viel eigene Energie
Die Musikkneipe Joy steht seit 30 Jahren an der Hamburger Außenalster, die Bürger beeilen sich, hier vorbeizugehen, Krach dringt nach draußen: Hippies und Altrocker sitzen drinnen, es gibt Pizza, Currywurst und Croques, vom Fass kommen Guinness und Jever, am Tresenende hockt wieder Martin Luther, ein Lastwagenfahrer, zusammengesetzt aus Lemmy und Bob Hite von Canned Heat. Er hat wie immer Schallplatten mitgebracht, hier laufen ganze Alben, viel Led Zeppelin, Lou Reed, MC5. Wenn Luther fünf Jever und drei Schnäpse getrunken hat (er verträgt das Doppelte), dann kritisiert er alles Neue und einige Gesellschaftsspitzen – er hat stets Zuhörer und selten Gesprächspartner; die Popmusik hat sich für ihn nach dem Ende der Beatles im April 1970 erledigt.
„Ich hasse alles, was Sting sagt und tut“, sagt er. „Er ist inzwischen eine Figur wie Phil Collins, nicht zu tolerieren. Collins hat jedoch was geleistet, damals mit Genesis. Aber Police waren doch Mist von Anfang an, und Sting war der Schlimmste von den dreien. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Schauspielerin Trudie Styler nicht schauspielern kann.“ Luther sagt dann etwas Überraschendes: „Was Eliot Sumner macht, gefällt mir ziemlich gut – hier, eine CD von ihr, spiel mal!“, der Wirt gehorcht.
Nach „The Constant“ (2010) veröffentlicht Eliot Sumner nun ihr zweites Album, sie ist 25 und die Tochter von Sting und Trudie Styler, womöglich gezeugt in einem fünfstündigen Liebesakt. Wie das Russenmädchen ihrem Vater Boris Becker ähnelt, so sehr ähnelt Eliot auch ihrem Vater Sting; ihre Stimme erinnert an ihn (sie bedauert das). „Eigentlich mag ich kein Elektrozeug, auch Geigen müssen nicht sein. Aber es sind ja genug Gitarren da. Die Songs haben Klasse, alle“, sagt Martin Luther. „So viel Energie von einer Frau habe ich zuletzt bei Patti Smith gehört. Eliot ist sauer, die tut nicht nur so.“ Sie hat auch was zu sagen und kritisiert etwa das Internet und die Informationsgeilheit der Leute. „I Followed You Home“, singt sie – gemütlich war’s zu Hause bestimmt nicht. (Universal)