Eels

Live AtTown Hall

Mark Everett mit Streichern bei einem Konzert in New York

Mark Everett mit Streichern bei einem Konzert in New York Das Werk des Mark Everett: eine endlose Therapiesitzung, ein putziger Comic-Strip und ein böses Märchen stets waren diese Fabeln vom ewigen Verlieren, von unvermeidlichen Katastrophen, angekündigten Todesfällen und der Sucht nach Drogen etwas grell aufgetragen und im Kern unernst, die Larmoyanz geriet sehr aufdringlich. Dabei klangen Everetts Songs zugleich betörend und schwer abweisbar, bloß das Geklöppel und Getröte und Geklöter, die

ganze Ablenkungskulisse verdarb stets den großen Wurf.

Immer war Everett knapp davor, und nie näher als mit „Blinking Lights And Other Revelations“, dem Doppel-Album im letzten Jahr. Das monströse Kompendium faßte die früheren fünf Platten zusammen, übertraf und nivellierte sie zugleich. Und neben wunderbaren Fragmenten versteckte sich der Autor wieder hinter Wunderlichem, Geplänkel, Atmosphärischem.

Umso schöner ist nun dieses Konzert mit Streichern und (sehr wenigen) Bläsern, das Everett in der Town Hall von New York realisierte. Die Eels-Lieder, oft knapp und wie angespielt, entfalten melodischen Zauber, ohne daß Elektronik in die elegische Parade fährt. Parade, jawohl: Wie der Tom Waits von „Swordfishtromhones“, wie ein Mardi-Gras-Priester klingt Everett im grabesschwarzen „The Only Thing ICareAbout“; mit Pedal Steel und akustischer Gitarre deutet er „My Beloved Monster“ vom ersten Album ebenso um wie „Novocaine For The Soul“; und obwohl er die frühen Alben weithin zugunsten von „Blin/^mg Lights“

ignoriert, bleiben doch wenige Stücke von „Beautiful Frea“, „Daisies OfThc Galaxy“ und „Shootenanny“ übrig. Sogar eine Grobheit wie „It’s A Motherfucker“ klingt mit Piano und Cello elysisch, und es ist nicht von Nachteil, daß Everett seine Stimme bei diesem Auftritt nicht verfremdet, nicht durch Megaphone und Muscheln tönt. Das Spieldosenhafte, Weihnachtsliedselige, Geräuschige seiner Stücke ist freilich intakt („Flyswatter“, „Novocaine For The Soul“) — dies ist schließlich der Mann, der auf vier von sechs seiner Platten wuschelige Hunde abgebildet hat.

Was uns zum mustergültigen Mann-vor-Schwarz-Covervon „LivcAtTown Hall“ bringt—und zu einer unvergeßlichen Cover-Version: Mark Everett singt Dylans „Girl From The North Country“ wie beiläufig, und wenn man sich gerade dem wehen Sehnen ergeben will, dem Fallen der Schneeflocken und dem heulenden Wind, ist das Lied schon vorbei. (vagramt/ universal)