Editors

In This Light And On This Evening

Dass die Editors für ihr neues Album mehr Keyboards einsetzen würden, hatte man gehört. Aber gleich so viele? Auf „In This Light And On This Evening“ klingen die Briten wie ausgewechselt. Strenge Goth-Synths allerorten, maschinelle Beats, dunkles Herz in Wort und Gesang – sie machen es jetzt ganz anders. Den Mut muss man zumindest goutieren. Sie drehten mit ihrem letzten Album alles Inwendige nach außen und wurden zu einem britischen Bestseller. Gala-Goth war das, natürlich. Die Editors sind für diese Art von Musik das, was Coldplay für den Indie-Pop wurden: eine Band für alle. Es zeugt doch von einigem künstlerischen Selbstvertrauen, die eben entwickelte Formel so schnell wieder zu verändern.

Hält man den Titeltrack noch für ein überlanges Intro, wird bei „Bricks And Mortar“ klar, dass die Editors es ernst meinen mit dem Wandel. Retorten-Beat, hymnisches Synthie-Thema, Eighties-Sounds auf allen Ebenen – hier klingen die Editors wie ein Mischmasch aus OMD, Depeche Mode und Joy Division, anderswo wie eine dunkle Version der Eurythmics („Papillon“), einmal sogar wie Talk Talk („You Don’t Know Love“). Erst nach etwa 25 Minuten kommen mit „The Boxer“ vertrautere Klänge – auch dort gibt es praktisch keine Gitarren, doch wie der Refrain sich schwer seufzend öffnet, das kommt einem bekannt vor.

Freilich edieren die Editors nur ihren Sound, nicht aber sich selbst. Die Gefühlslage auf „In This Light And On This Evening“ ist dieselbe wie „An EndHas A Start“ – die Trauer ist weiterhin plakativ, die Melodien sind allgemeinverträglich. Wirklich neues Terrain beschreiten das kaltblütige „Eat Raw Meat = Blood Drool“ und das klaustrophobische „The Big Exit“.

Der große Abgang ist das hier also nicht, eher sind es des Kaisers neue Kleider – die Editors taugen weiterhin für die Arena und werden auch mit ihrem neuen Sound beim großen Publikum landen. In diesem Licht, an diesem Abend.