Duke Special
„I Never Knew The Day Would Come“
Am Anfang steht das Bekenntnis zum großen Gefühl: Der Held des Abends tritt vor den noch geschlossenen Vorhang und wünscht sich selbst in einem zärtlichen Vorspiel viel Glück: „I’m so unsure of myself/ I doubt my very heartbeat/ I’m like an immigrant/ Knockin‘ on a stranger’s door“, singt Peter Wilson im Couplet „Mocking Bird Wish Me Luck“, bevor er sich als Duke Special verkleidet und der Vorhang aufgeht für diese Musicalromanze namens „I Never Knew This Day Would Come“.
Auf dem Nachfolger von „Songs From The Deep Forest“ (2006) lullt einen Duke Special wieder mit theatralisch-orchestralen Pop ein, der eigentlich mehr nach Bühnenmusik als nach Hitparaden klingt. Den Auftakt der eigentlichen Show macht das exaltiert aufstampfende „Sweet, Sweet Kisses“, das mit großem Schlagwerk und Bläsersatz daherkommt. Später wird Duke Special im Balladen-Ungetüm „Those Proverbs We Made In The Winter Must End“ sentimental werden, in „Diggin‘ An Early Grave“ Ska und Polka vermischen und in „I Never Thought This Day Would Come (And Now It Won’t Go Away)“ seine Zuhörer im Dreivierteltakt zum Mitschunkeln einladen.
Zum einen schwelgt dieser hochbegabte Songschreiber aus Belfast auf „I Never Knew This Day Would Come“ in hochdosierten, von wunderschönen Klavierharmonien durchzogenen und kunstvoll arrangiertem Kitsch. Zum anderen versammelt er ulkige Varieténummern, Folkpopvariationen oder niedliche Musicaltunes. Und am Ende findet das Burleske und Kitschige schließlich in der herrlichen Amnesie-Hymne „Nothin‘ You Could Do Can Bring Me Round“ zusammen, in der Duke Special im Gedächtnisverlust die Lösung auf alles Liebesleid vermutet: „I don’t know how I fell for you/ You see I’ve got this spotless mind“, verrät er, während das Klavier munter klimpert, die Flöten glücklich tröten, der Backgroundchor seufzt- und der Vorhang fällt. (Wrasse/Harmonia Mundi)
Gunther Reinhardt