Dry Cleaning
„Stumpwork“
4AD/Beggars (VÖ: 21.10.)
Beiläufig grandios: Wunderbare Assoziationspuzzles
Wenn es so etwas wie hitzige Lakonie gibt, dann ist Florence Shaw darin einsame Spitze. „No kissing, no sleeping/ But there was a song/ Can’t fucking remember it“, sprechsingt sie im letzten Track des Albums, „Icebergs“. Auch die Musik von Dry Cleaning hat eine Beiläufigkeit, die der deutlich in den Vordergrund gestellten Stimme ihrer Sängerin Raum gibt. Und obwohl die Musik an Vergangenes erinnert (an die Zeit, als Bands wie June Brides und Blue Aeroplanes an britischen Bäumen wuchsen), gehen sie damit um, als wäre es ihre eigene (was nicht sein kann, dafür sind sie zu jung).
Dry Cleaning sind eigen, ihr neues Album wirkt konzentrierter als das Debüt
Handclaps begleiten eine angeraute Melodie, Shaw summt, und überhaupt klingt ihr Rap hier so weich wie nie. Sie trägt Notizen aus dem Alltag vor, was den Sleaford Mods nicht unähnlich ist, auch wenn sie sich nie lauthals über etwas beschwert, es sind keine Rants, sondern Beobachtungen. Wenn überhaupt, dann mag der nordenglische Punk-Poet John Cooper Clarke eine Referenz sein. „Things are shit/ But I’m gonna be okay“, heißt es in „Kwenchy Kups“, und die Band jangelt bezaubernd, ein bisschen wie Felt in Besser Produziert.
Aber verlassen wir die Referenzenhölle: Dry Cleaning sind eigen, ihr neues Album wirkt konzentrierter als das Debüt. Und egal, ob der Gary Ashby aus dem gleichnamigen Track der Nebendarsteller aus dem Horrorfilm „13Hrs“ ist oder eine Schildkröte, wie Shaw behauptet – ihre Lyrics sind großartige Assoziationspuzzles, die Gott auf Rollerblades auf der Strandpromenade vorbeisausen, giftigen Schlamm aufwühlen lässt und feststellt: „And drink and smoke and get fucked, I don’t mind.“
So spricht Shaw in „No Decent Shoes For Rain“, mit bedeutungsschwerem Break in der Hälfte des Songs, danach hebt er ab in psychedelische Weiten. In„Conservative Hell“ trötet ein Saxofon recht hübsch und Shaw singt den Refrain; sollte sie sich öfter trauen. Okay, vielleicht auch nicht. Einen hab ich noch (aus „Don’t Press Me“): „Don’t touch my gaming mouse, you rat!“ Und das kommt, klar, ganz lakonisch.