Donald Antrim :: Das smaragdene Licht in der Luft
Der New Yorker Donald Antrim ist wohl das, was man einen writer’s writer nennt: einen Autor, der vor allem von Kollegen geschätzt wird. Richard Ford und Thomas Pynchon gehören zu seinen Fans, und zwischen diesen beiden Polen bewegt sich auch sein Schreiben, spielt an dem Punkt, an dem der Realismus ins Hysterisch-Absurde kippt. In Deutschland ist Antrim trotz einiger (mittlerweile vergriffener) Übersetzungen seiner Romane weitgehend unbekannt.
Nun erscheint seine Storysammlung „Das smaragdene Licht in der Luft“. Diese sieben chronologisch nach Entstehungszeit geordneten Erzählungen erschienen zwischen 1999 und 2014 im „New Yorker“ und zeigen die Entwicklung des Autors vom wilden, komischen Postmodernisten zum emotional tief gründelnden Realisten. Im Mittelpunkt der ersten Story steht ein 46-jähriger kahlköpfiger, rückenbehaarter Schauspielprofessor, der Shakespeares „Sommernachtstraum“ mit einem blinden Puck, allerlei hübschen Studentinnen und sich selbst in der Rolle des Lysander als Sexorgie inszeniert. Die letzte Geschichte in diesem Band erzählt von einem selbstmordgefährdeten Bildhauer und Kunstlehrer, der mit einem Jagdgewehr und alten Bildern, die seine Verflossene, eine Malerin, zurückließ, durch ein Unwetter fährt und vom Weg abkommt.
Die allesamt männlichen Protagonisten dieser lakonisch erzählten, motivisch unglaublich dichten Texte haben mit Geisteskrankheit und/oder Alkoholsucht zu kämpfen. Doch während Antrim ihnen ihre mehr oder weniger kleinen Selbsttäuschungen und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft lässt, verwehrt er sie dem Leser. Hier greift der bei amerikanischen Kurzgeschichten vielleicht einmal zu oft bemühte Vergleich mit John Cheever tatsächlich mal.
Zeitgleich zu dieser Sammlung werden auch zwei wahnwitzige Antrim-Romane mit einführenden Worten der Verehrer George Saunders und Jeffrey Eugenides in den bereits bekannten Übersetzungen als Taschenbuch neu aufgelegt. In „Wählt Mr. Robinson für eine bessere Welt“ erzählt ein arbeitsloser Lehrer und Mittelalterfex von chaotischen Begebenheiten in einem subtropischen Küstenstädtchen, nachdem der Bürgermeister gestreckt und gevierteilt wurde, weil er eine Stinger-Rakete in den botanischen Garten gefeuert hat. In „Der Wahrheitsfinder“ hat ein jungenhafter Psychiater mittleren Alters eine außerkörperliche Erfahrung, als er beim Psychologentreffen in einem Pfannkuchenrestaurant in Neuengland die Erektion seines Mentors in seinem Rücken spürt. Antrim entdecken heißt, einen neuen Blick auf die Welt finden.