Destroyer

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Der Sound-Enigmatiker Dan Bejar meditiert über die 90er-Jahre

Der große Sound-Enigmatiker Dan Bejar und seine Destroyer-Crew arbeiten nunmehr an einem „neuen ‚Oliver Twist‘ “, wie es im Text-und-Grafik-Video „Sky’s Grey“ in Gelb auf Grau heißt. Das man solche Aussagen nie so ganz ernst nehmen darf, zeigt nicht nur die Textzeile davor, in der sich mal eben eine Braut eingenässt hat. Sind wir nicht alle ein bisschen Dada, scheinen uns die Destroyer zu fragen: „Come on, come all, dear young revolutionary capitalists.“ Bejar, der Großmeister des Absurden, rollt in „Sky’s Grey“ in bowiehaft manieristischer Weise ein opulentes Opus aus, in dem es elektronisch flirrt und ab Minute 1:54 dann Technicolor-Breitwandsound aus den Boxen wummert. Ein Song wie ein Opernhaus.

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Der Kanadier verriet kürzlich, dass er während der Albumproduktion über die Post-Thatcher-Ära nachgedacht habe. Diese Aussage erschließt sich erst, wenn man weiß, dass sich Bejar und Produzent Josh Wells mit dem Suede-Song „The Wild Ones“ von 1994 beschäftigt haben, dessen Titel eigentlich „Ken“ lauten sollte. „Ich wollte die musikalische Stimmung dieser Zeit einfangen, und so entschloss ich mich, den Original-Songtitel für meine eigenen Zwecke zu nutzen“, so Bejar. „Dabei blieb mir unklar, zu welchem Zweck, oder welche Verbindung wir da herstellen.“ Mit Suede jedenfalls, gibt er zu Protokoll, habe das alles doch nichts zu tun.

Die schönste Experimentierband

Es ist also eine Destroyersche Meditation über die erste Hälfte der Neunziger, in der Britpop und elektronische Tanzmusik sich wechselseitig befruchtet oder eben einander abgestoßen haben (siehe Oasis) – mit dem Chicago-Housigen Schlusstrack „La Règle Du Jeu“, mit Synthie-flächen und Harold-Faltermeyer-Vocals. Und zum Finale jault fies die E‑-Gitarre. Elektizismus, Baby, wie in „A Light Travels Down The Catwalk“ oder „Stay Lost“, wo allerlei Genres angetupft und Atmosphären melodiös verwoben werden. Das bittersüße „Saw You At The Hospital“ ist wiederum eine hauchige Ballade à la Prefab Sprout.

Destroyer bleiben auch 2017 die schönste Indie-Experimentierband der Welt.

(Dead Oceans/Cargo)