Desperate Journalist

„No Hero“

Fierce Panda/Cargo (VÖ: 27.9.)

Post-Punk aus London, der die Achtziger zelebriert.

Es liest sich wie eine nerdige Heldengeschichte: Nachdem sie in ihren vorherigen Bands nicht glücklich geworden war, ging die Sängerin Jo Bevan auf die Suche nach anderen gestrandeten Musikern. Bassist Simon Drowner kannte sie bereits von einem vorherigen Projekt, der wiederum brachte den Soundtüftler Rob Hardy mit. Caz Helbert hatte nie zuvor Schlagzeug gespielt, bevor sie bei Des­pe­rate Journalist einstieg. Das Quartett benannte sich nach einem obskuren Live-Track von The Cure. Und schon bei ihrer ersten Probe schrieben sie einen ihrer erfolgreichsten Songs.

Auf ihrem fünften Album versacken die Londoner jetzt noch tiefer in den Achtzigern als zuvor

Auf ihrem fünften Album versacken die Londoner jetzt noch tiefer in den Achtzigern als zuvor. „No Hero“ klingt, als hätte eine Gruppe verbitterter New Romantics den Valentinstag hassen gelernt. Die Gitarren ertrinken in Chorus-Effekten, der Bass schraubt sich wie bei Joy Division in die Höhe. Eisige Keyboards bedecken die Arrangements wie feiner Schnee, in „Adah“ etwa, wo zu stoischen E‐Drums breitbeinige Powerchords anschwellen. Durch „Con­so­la­tion ­Prize“ galoppieren U2-Gitarren, das shoe­gazi­ge „Silent“ lässt Echo & The Bunnymen anklingen. Alle Heldentaten von Des­pe­rate Journalist beziehen sich auf vergangene Zeiten.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Nur ab und an taucht etwas Individuelles auf. „Underwater“ ist faszinierend experimentell: Analoge Synths türmen sich auf, den Rhythmus bilden verhallte Beat-­Fragmente. Gothic-­Pop auf Tauchstation, einzig Jo Bevans gleißend helle Stimme dringt bis in die Tiefen dieses Ozeans. Mal singt sie feenhaft, dann klingt sie fast wie Björk. Mal zieht sie die Silben in die Länge, lässt die Wörter verschwimmen, dann erinnert das an Elizabeth Fraser und ihre Cocteau Twins. Und auch das karge „Unsympathetic Parts 1 & 2“ ist ein berauschendes Stück Post-Punk. Textlich geht es um eine Abrechnung mit dem Showgeschäft: „When ­you’re on the ­stage, you real­ly look your age“, singt Bevan mit geisterhafter Stimme. Und: „No mat­ter who you are, ­you’ll ne­ver be a star.“ No Hero eben.