Depeche Mode
Violator – The 12′′ Singles
Zehn Maxi-Singles für vier Auskopplungen
Gleich auf zehn Maxi-Singles werden die „Violator“-Auskopplungen „Personal Jesus“, „Enjoy The Silence“, „Policy Of Truth“ und „World In My Eyes“ in einer Box gewürdigt. Das Erstaunlichste: Sieben Fassungen von „Enjoy The Silence“ ließen sich damals über verschiedene Tonträger verteilt zusammenkaufen – und Depeche Mode widerstanden dennoch einer Versuchung. Obwohl 1990 als eines der entscheidenden Jahre der Club und Rave-Musik in die Geschichte eingehen würde, gab die Band keine Remixe in Auftrag.
Und sie peppten ihre eigenen Stücke nicht mal mit Wucht-Beats auf, sondern nahmen sie bis aufs Skelett auseinander. Der „Holier Than Thou Approach“-Mix von „Personal Jesus“ widmete sich genüsslich ausufernd seinem berühmten Rhythmus, der durch Springen auf Koffern entstand. Nur im Bewusstsein, mit nahezu jeder Tonspur einen nahezu genialischen Sound entwickelt zu haben, kann man sich eine derartige Nacktheit, eine derartige Präsentationssicherheit leisten.
„Dangerous“, „Happiest Girl“ und „Sea Of Sin“
Das Zeugnis einer der wohl folgenreichsten Weichenstellungen ihrer Karriere jedoch befindet sich auf der zweiten, weniger attraktiven, arg verästelten „Enjoy The Silence“-Maxi. Martin Gore wollte das Lied als eine Art Choral auf dem Harmonium, jedenfalls nicht als Single herausbringen. Aber sein Kollege Alan Wilder erkannte das Potenzial, modelte den Mix zum Dance-Track um und schenkte Depeche Mode damit ihr wohl schönstes Lied.
„Violator“ erschien nach ihrer bis dahin längsten Studioalbum-Pause von drei Jahren. Entsprechend viel Material stand ihnen zur Verfügung. Die zarte Rose „Violator“ sollte nur neun Stücke stark werden, also übernahm die zweite Song-Garde eben die Position ihrer bis heute überzeugendsten B-Seiten. „Dangerous“, „Happiest Girl“ und „Sea Of Sin“: fast schon meditative Lieder über heilige Huren, die auch als Albumtracks 10 bis 12 funktioniert hätten. Sogar diese B-Seiten enthielten Remixe! (Sony)