Delta Spirit
„Ode To Sunshine“
Und nun doch noch auch hier im Laden: Die etwas andere „Surf“-Band. Aus San Diego, was immer noch in Kalifornien liegt, aber im Geiste und Roots-technisch auch im Delta ein bisschen zu Hause ist. Wo die Pianos immer so schön klimpern, die Tamburins selbst im Dreivierteltakt kräftig geschüttelt werden, auch mal Bläser jubilieren oder eine Trauerschleife ziehen.
Klar, sie können auch traurig und das sogar so schön wie mit „House Built Or Two“. Und sie gucken auch dahin wo’s ein bisschen mehr weh tut („Streetwalker“). Aber ihrem eigentlichen Wesenskern nach sind Delta Spirit genau die Band, die der Titel verspricht. Die meinen es so verdammt gut mit uns. Und wollen uns so viel Mut machen. Und es mutet deshalb einigermaßen verwegen an, wenn die gute, alte „Sunday Times“ hier als Referenz auch die Karte „early-1970s Stones“ zieht. Waren Keef und Co. damals nicht zynisch, ziemlich verloren und zumindest noch ein bisschen böse? Da machen Delta Spirit doch mit „Tomorrow Goes Away“ lieber gleich ziemlich frech einen dicken Haken hinter die Beatles.
Das Quintett pflegt ein Kollektiv-Ethos, was zur US-, wenn nicht Weltlage passt wie die Suppenküchen-Gigs von Michelle O. Mit „People Turn Around“ haben sie die sozialkritische Hymne im Angebot, ein emphatischer Mits(chw)inger wie gemacht für Baracks iPod. Also wenn die Urversion von „Ode To Sunshine“ nicht schon 2007 entstanden wäre, könnte man fast denken… Ein paar gute Erziehungstipps haben sie jedenfalls auch noch drauf, da dürfte Graham Nash ganz blass um die Nase werden. „The blind leading the blind, don’t hang around with their kind“, singt Matt Vasquez da tatsächlich. Man möchte es ihm übelnehmen. Geht aber irgendwie nicht. Denn dem hochgetunten Surf-Folk von „Children“ kann man sich wirklich so wenig entziehen wie ein Atheist der Gospel-Ekstase irgendwo im Delta.
Überhaupt: Dieser Vasquez. Der ist dann doch ein bisschen primus inter pares. Denn ohne ihn und seine zuweilen enervierende Präsenz, die manchmal an Gordon Gano (Violent Femmes) erinnert, wären Delta Spirit wohl nur eine, tja, Good-Time-Samstagabend-Band unter vielen. Einfach immer so unheimlich gut drauf. (Rounder/Universal)
Jörg Feyer