David Gilmour

„Luck And Strange“

Sony (VÖ: 6.9.)

Der Ex-Pink-Floyd-Gitarrist, erstaunlich vielseitig.

Weil David Gilmour die längste Zeit seines Lebens Mitglied einer Band war, die bombastische Musik spielte, wählte er für seine Soloalben eher die kleine Geste. Das gilt schon für das erste Werk, „David Gilmour“, das 1978 zwischen Pink Floyds „Animals“ und „The Wall“ er­schien. „About Face“ von 1984 sollte das neue Jahrzehnt umarmen und nahm mit glatten Oberflächen Gil­mours Version von Pink Floyd vorweg. „On An Island“ (2006) ist ein introspektives Album mit versunkenen Momenten – Gilmour dachte über Leben und Sterben nach. Die Kompositionen auf „Rattle That Lock“ (2015) sind etwas schwächer, aber es liegt ein tiefes Gefühl in ihnen – Gilmour ist der Verschlossene, erneut der Sinnierende.

Man denkt an russische Komponisten

Für „Luck And Strange“ vertraut er etwas überraschend dem Produzenten Charlie Andrew (­alt‐J, Wolf ­Alice, London Grammar). Man hört seinen Einfluss vielleicht darin, dass diese Aufnahmen klanglich etwas vielseitiger und auch weniger kon­trol­liert wirken. Öfters hat man den Eindruck, die Band spielt live zusammen im Studio, etwa beim Solo von „The Pi­per’s Call“, das am Ende aus dem Song herausbricht und dabei an „Young Lust“ von „The Wall“ erinnert. Das Titellied ist ein lyrischer Blues, wie auch Pink Floyd ihn gern spielten. Der 78-jährige Gilmour wundert sich, wie viel Glück er im Leben hatte, und sorgt sich um die Zukunft.

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Bei „Be­tween Two ­Points“, einem Cover des Songs der Mont­gol­fier Bro­thers, singt Gilmours Tochter Romany und spielt dazu Harfe. Es ist der berührendste Moment des Albums. Der Höhepunkt von „Luck And ­Strange“ ist das sieben Minuten lange „Scat­tered“, ein langsamer Reg­gae, der plötzlich in ein komplexes und dunkles Orchester-Arrangement kippt. Man denkt an russische Komponisten. Das ist dann doch ganz schön bombastisch. Überraschung: Am Ende steht der Mitschnitt einer Proberaum-Session von 2007: „Yes, I Have Ghosts“. Am Keyboard sitzt der 2008 verstorbene Pink-Floyd-Keyboarder Rick Wright. Das Album erscheint übrigens am 6. September, dem Geburtstag von Roger Waters.