David Byrne & St. Vincent :: Love This Giant
Von links und rechts drängt eine wild synkopierende Blaskapelle auf die Straße, und bald schon naht ein elektronisches Pumpen, das sich in einen Marsch verwandelt, zu dem sich die Festgesellschaft in Bewegung setzt. Eine schrille Parade beginnt, sammelt Fetzen eines bizarren Gitarrensolos, verlorengegangene Harmonien, poetische Textfragmente auf, wird zu einem großartigen funkelnden und schimmernden Taumel. Ein Stück wie „The Forrest Awakes“ führt vor, was Pop auch sein kann: eine lyrisch verdichtete Kostbarkeit, melodisch verknotet, frei von üblichen Inszenierungsklischees.
David Byrne und Annie Clark alias St. Vincent ist ein vielstimmiges, vieldeutiges, vielschichtiges Popmeisterwerk gelungen. Da ist etwa das mit Atari-Ästhetik spielende Moderne-Zeiten-Lamento „I Should Watch TV“. Da ist die zartbittere New-York-Hymne „Optimist“. Und da ist das sich gegen den Beat stemmende „Lazarus“, bei dem Byrne und Clark einem abwechselnd die Sinne durcheinanderbringen.
Die Songs, die diese beiden zusammengetragen haben, sind gut. Die Arrangements noch besser. Der Kunstgriff, das komplette Repertoire mit einem Bläserensemble umzusetzen, gelingt nicht nur in seiner Ungewöhnlichkeit grandios: Mal fies und funky in „Who“ oder „Weekend In A Dust“, rhythmisch verschoben in „Lightning“ oder „Ice Age“, minimalistisch in „Dinner For Two“ oder orchestral in „Outside Of Space & Time“. Und wem das immer noch nicht reicht, für den machen in „The One Who Broke Your Heart“ noch The Dap-Kings und die Afrobeat-Band Antibalas als Gäste beim Festumzug mit.
Beste Songs: „Lazarus“, „The Forrest Awakes“