David Bowie

Welcome To The Blackout (London ’78)

Nach „Stage“ das zweite Live-Dokument der 1978er-Tour

„Low“ und „Heroes“ sind raue Mauerstadt-Alben, David Bowie beschrieb Todesstreifen und verkümmerte Landschaften, die von Deutschland bis nach Polen („War­szawa“) reichen. Auf der Bühne aber hatte der Musiker, der West­berlin bald den Rücken kehren würde, wieder die Farben entdeckt. Die schwarz-weiße Abend­garderobe der Weimarer Republik, 1976 auf der „Station To Station“-Tour getragen, ersetzte er auf der „Isolar II“-­Konzertreise durch Seemannskostüme und Kanarienvogel-­Gelb.

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Er trug einen Seitenscheitel, osmanische Pluderhose und Goldkettchen. Für Bowie waren die Aufführungen dennoch extrem ernste Angelegenheiten. Sein musikalischer Leiter Carlos Alomar durfte ihn und die Band bei Stücken, die keinerlei Weisung benötigen, auch mal per Diri­gentenstab leiten, der Sänger verzog dabei keine Miene.

https://www.youtube.com/watch?v=Tgcc5V9Hu3g

„Welcome To The Blackout“ ist nach „Stage“ das zweite Live-Dokument dieser Tournee, und es übertrifft den Vorgänger allein aufgrund der Struktur. Die 24 Stücke erscheinen in der richtigen Setlist-­Reihenfolge. Die damals aktuellen „Low“- und „Heroes“-Songs klingen erwartungsgemäß wie anrollende Maschinen („What In The World“).

Ziggy is back

Es sind die „Ziggy Stardust“-Neu­interpretationen, die seine Frische und Größe demonstrieren. Bowie, gerade mal 31, bewies Timing für das Comeback seiner populärsten Kunstfigur. Gerade mal fünf Jahre waren vergangen, seit er Ziggy beerdigt hatte. Für die Tournee ließ er die Band nun das komplette Album einstudieren, bis zu sieben Songs schafften es ins Set.

„Soul Love“ wird endlich so manisch, wie es 1972 schon hätte sein müssen, kein Traumtanz mehr, sondern eine Biene Maja auf Acid. Und der Humptata-Rock von „Hang On To Yourself“ ist nun guter Rock, der 1978 in den Punk-Kontext passte. Mit diesen Retro-Hommagen wagte Bowie viel, und er gewann.

Er brachte Superstar Ziggy zurück, und ­alle wollten hören, wie der Mann vom Mars sich zu einer Zeit machen würde, als das neue Jahrzehnt bereits am Horizont zu sehen war. (Parlophone/Warner)

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