David Bowie
„Rock ’N’ Roll Star!“
Parlophone/Warner (VÖ: 14.6.)
Noch einmal rares Material aus der Ziggy-Ära.
Mit den Vokuhila-Jahren noch nicht durch? Die Phase 1971/72, der „Weg zu Ziggy“, wurde seit Bowies Tod mit einigen Sondereditionen geehrt, „Five Years“ und „A Divine Symmetry“ sind die opulentesten. Worauf wir eigentlich warten: die nicht vollständig erschlossenen Jahre zwischen „Heathen“ (2002) und „Blackstar“ (2016), die finalen Geheimnisse des Meisters, denen sich das Label Parlophone nach der Katalogübernahme bald mal widmen könnte.
„Five Years“ kostete damals hundert Euro und wurde als Komplettwerkschau beworben. Tja, reingelegt! Dieses 5-CD-Set plus Blu-rays, als Vinylfassung erstaunlicherweise auf nur eine LP zusammengedampft, bietet 63 Stücke, davon 29 unveröffentlicht. Bowies Stationen mit seiner Wandergitarre – Sendungen von John Peel, Bob Harris, die „Johnnie Walker Lunchtime Show“ – waren schon zuvor veröffentlicht worden.
Bowie dichtete Hippiegedanken einfach in Space-Philosophie um
Vielleicht hat es am meisten Sinn, sich Songs wie „Suffragette City“, auf „Rock ’N’ Roll Star!“ in einer Prä-„Ziggy Stardust“-Version, als Work-in Progress-Aufnahmen vorzustellen. Bowie war noch nicht ganz Star man, obwohl das „Ziggy“-Konzept, der Glam-Meilenstein, bereits zwei Tage (!) nach den „Hunky Dory“-Aufnahmen 1971 Gestalt annahm. Essenzielle Studio-Outtakes, also fertige Versionen, nicht Demos, von „Sweet Head“ oder die „Spiders Version“ von „Holy Holy“, beide in guter Soundqualität im Archiv, fehlen zwar weiterhin.
Aber die Erfindung von Ziggy vollzog sich recht pragmatisch. Bowie dichtete Hippiegedanken einfach in Space-Philosophie um: „Moonage Daydream“ basiert auf „So Long 60s“, in dem es heißt: „Keep your mouth shut, listen to the world outside/ Let the vision flow inside“ – inside, nicht outside, Erleuchtung also steckt in uns drin, dafür brauchen wir das Alien Ziggy nicht. Der Folk von „Soul Love“ war zu Größerem geboren. Bowie: „Hier fehlen noch Saxofone. Fügt Streicher hinzu, wenn ihr müsst. Mal sehen, was dann passiert.“ Was passierte dann? Eines der besten Alben des Rock.