Dave Matthews Band
„Big Whiskey And The GrooGrux King“
Dass Dave Matthews in den USA viele Millionen Platten verkauft und einer der erfolgreichsten Tourneekünstler ist, kann man von hier aus nur schwer nachvollziehen. Matthews bekommt einen erstaunlichen Spagat aus musikalischer Elaboriertheit und Mainstream hin, spielt introspektiven Jazz-Rock über Funkrock-Grooves und scheint kaum Zugeständnisse zu machen. Die Fans folgen dem Matthews-Tross durch die Staaten wie einst den Grateful Dead oder den Jam-Giganten Phish.
Doch auch das „normale“ Publikum mag die Musikologie, erkennt in Matthews einen echten Künstler, der sich ihnen aber nicht verschließt. Auch das hat eine Geschichte -vielleicht kann man sogar Bands wie Steely Dan und Little Feat ins Spiel bringen, an dieser Schnittstelle zwischen Können und Konsum.
Jetzt ist die Dave Matthews Band zurück, nachdem sie sich vier Jahre Pause gegönnt hat und dann den Unfalltod des Saxofonisten LeRoi Moore- ein Gründungsmitglied- verkraften musste. „Big Whiskey And The GrooGrux King“ ist heavy und groovt schwer synkopierend, als wäre die DMB die bessere Variante von Maroon 5. Die Melodien sind klar, aber nicht flach, die Signale sauber und porentief rein, aber nicht leblos. Die sämig verzerrten Gitarren sind old school, doch die Spielfreude macht einiges wett.
Matthews singt inhaltstief vom Leben und vom Sterben und platziert seine Reflexionen irgendwie im Mardi Gras, jener großen Schau über die Menschen und den Tod. „Funny The Way It Is“ wird von einem vertracktem Riff befeuert, Matthews singt eine dieser untertriebenen Siegermelodien. „Lying In The Hand Of God“ schwankt zwischen Jazz, Latin und großer Ballade. „Seven“ mäandert durch die Teile, ist halb organisierter Jam und halb mutiges Experimentierlied. Matthews singt von Abendbrot und Himmelsgebet. „Squirm“ wird mit chromatischer Gesangslinie endlich düster, im Mittelteil entgleist das Lied zu Led-Zeppelin-Riffs und orientalischen Streichern. Gekonnt, aber schön. (Warner)
Jörn Schlüter