Darmstaedter & Begemann
So geht das jede Nacht
Fifties-Rock’n’Roll aus dem Geist von Peter Kraus und Ted Herold
Gewisse restaurative Tendenzen hatten beide Songschreiber schon immer: Bernd Begemann scheint stets eine große Bürste in der Gesäßtasche zu tragen, und Dirk Darmstaedter versuchte sich zuletzt kläglich an den Liedern von Bob Dylan. Diese sympathischen Männer spielen jetzt den Rock’n’Roll der Fünfziger und riskieren damit, sich sehr lächerlich zu machen.
Doch die Tanzschaffe und die Schmachtfetzen auf „So geht das jede Nacht“ werden so detailversessen und liebevoll inszeniert, dass einem das Herz aufgeht. Zwischen Götz Alsmanns Eierlikör-Biedermeier, dem aufgekratzten Nostalgieschwelgen von The Coral und dem melancholischen Schwof von Geraint Watkins und Richard Hawley rekonstruieren Begemann und Darmstaedter mit Gitarren-Twang, Mundharmonika und Kieks in der Stimme die Unschuld der Halbstarken-Ära. Die Texte der Schlager von Peter Kraus und Freddie Quinn sind herrlich läppisch und hirnverbrannt: „Rock’n’Roll, das ist der Rock, der gefällt uns wohl/ Dieser Rock, der macht uns froh und gut gelaunt.“ Das ist der „Warenhaus-Rock“ von Delle Hensch und den Rockies. Und, hach, „Straße der Sehnsucht“: „Lass mein Herz die Liebe finden in dieser Nacht.“ Pomadiges Gitarren-Solo!
So ein Projekt darf man natürlich nicht mit Gratis-Ironie angehen, sondern nur mit Könnerschaft und Sympathie. Diese älteren Herren, vom Säurebad der Unterhaltung verschont, sind (wie man früher sagte) eine Wucht. (Tapete) Arne Willander