Crosby, Stills, Nash & Young
Déjà Vu
Rhino
Das Debüt der Supergroup als opulentes Boxset: ROLLING STONE verrät, ob es hält, was es verspricht.
Zehn Originaltracks, 38 Demos, Outtakes und so weiter, davon zwei Drittel unveröffentlicht. Überdimensioniert feiert der Classic Rock seine Meilensteine auch mal zum 51. Jahrestag ab. Es waren ja, so Stephen Stills, auch ca. 800 Stunden, die sie damals mehr getrennt als gemeinsam im Studio zubrachten.
Doch sind die retrospektiven Einblicke verblüffend? Bedeutet mehr Musik auch „wesentlich mehr Klarheit“ (Linernotes-Autor Cameron Crowe)? Ja, wäre diese wünschenswert? Oder nimmt sie der Musik nur eine Aura, die gerade im Ungefähren gen Himmel wächst?
Neil Young hilflos, Stephen Stills auch mal resilient
Die gut 36 Originalminuten sind gut gealtert, sei es auch nur als untrügliches Zeitdokument. Neil herrlich hilflos. Stephen mal resilient („Carry On“), mal verzweifelt („4 + 20“). Graham still daheim im Hippie-Biedermeier, wo doch Joni schon gegangen war. Vorm Haus weht Davids Freak-Flagge in der California-Brise. Nur die eher lächerliche Coverästhetik – nun ja.
Die übergroße Zugabe hält schon Entdeckungen bereit. Das Akustik-Demo von „Almost Cut My Hair“, fast noch schöner (und paranoider). Als in „Our House“ noch alles in Ordnung war, sitzt man quasi auf dem Sofa gegenüber vom Klavier, wo Graham kurz „Shit!“ sagt und Joni kurz auflacht, bevor sie wieder mitsingt.
Schön ist auch Youngs „Birds“ mit Nash als Zweitstimme. Die Outtakes aber sind zu Recht Outtakes geblieben, weil sie das Originalgefüge kaum bereichert hätten. Zudem passen sie eher in eine Box des dominierenden Stills. Wobei „Everyday We Live“ oder „Ivory Tower“ die Illusion nähren, da wäre eine echte Band am Werk.
Wie wenig CSNY wirklich eine Band waren, belegt diese Monumentalausgabe noch mal gut, gerade in der Genese von „ Dé jà Vu“, als um große, empfindliche Egos herum auch noch „alles dunkel“ (Nash) war. Und wie magisch es gerade deshalb ist, wie gut sie dann doch irgendwie zusammenfanden!
So verdeutlicht diese Box Dinge, die eh klar waren. Eine Extra-CD mit den besten Cuts hätte das auch geschafft.