Cold War Kids

Loyalty To Loyalty

V2

Wer Los Angeles kennt, weiß es: Der ewig blaue Himmel und die strahlende Sonne machen einem mitunter die innere und äußere Leere mit krasser Unerbittlichkeit bewusst. L.A. kann dann – kein Klischee, sondern bittere Wahrheit – die einsamste Stadt der Welt sein.

Aus diesem Widerspruch haben die Cold War Kids aus Long Beach bereits vor zwei Jahren auf ihrem überraschend erfolgreichen Debüt „Robbers And Cowards“ eine eklektische Gegensatz-Musik von opulenter Drastik destilliert, bei der einem schwindelig werden konnte. Auch jetzt kontrastieren sie Karges mit Üppigem und bleiben der Dunkelheit zugeneigt: „Against Privacy“, ein improvisiert wirkender Blues-Jam mit stoischem Groove, sorgsam akzentuierten Akkorden und natürlich der spiralenhaften Stimme von Nathan Willet, der beschwörerisch eine Art kommunistisches Manifest für Beach Boys offenbart, schwingt sich mit von hinten aufrückender Orgel kurz zu sakraler Würde empor – und mündet schließlich in einem Lärmgewitter.

Die Vorliebe fürs Kakophonische ist ja ein weiteres Markenzeichen der Cold War Kids. „Mexican Dogs“ ist dann ein stringenter Uptempo-Song mit einem dieser eindringlich spirituellen Refrains, für die man die Band umarmen möchte: „Like mexican dogs nobody gave us names.“

Tatsächlich haben die Kids etwas Räudiges. Ein bisschen wie eine Blues-geschulte Version der frühen Starsailor (Jeff Buckley!) mit White Stripes-Konnotationen und Schmutz unter den Fingernägeln. Insgesamt schwingt sich die Band aber seltener als zuletzt in derart lichte Höhen, ist „Loyalty To Loyalty“ bodenständi-ger und schroffer. „Something Is Not Right With Me“ etwa ist ein Uptempo-Boogie mit jazzartigen Spoken-word-Passagen und einem hyperventilierenden Willet im Refrain. Kurz ja, schmerzlos nicht.

Dass die größte Stärke der Band, eine klar ausformulierte Signatur, zugleich ihre Schwäche sein kann, wird nicht zuletzt bei „Welcome To The Occupation“ deutlich. „The devil’s in the detail“ heult Willet, und so ist es auch bei den Cold War Kids: All die fein ausformulierten Details im Soundbild basieren letztlich auf dem Gegenspiel aus atonal wirkender, Fugazi-geschulter Instrumentierung und den himmelhoch astralen Melodiebögen. Beides folgt wenig variationsarm immer den gleichen Mustern, insbesondere die Rhythmus-Sektion aus bollerndem Bass und polterndem Schlagzeug wirkt mitunter limitiert.

Dann aber kommt „Cryptomnesia“: Eine leiernde Klavierballade mit einem trotzigen Shuffle-Beat, die Traurigkeit der ganzen Welt schulternd. Die Gitarren fahren gen Himmel – und draußen scheint die Sonne. Erbarmungslos. (V2/Cooperative)