Chuck Prophet
Bobby Fuller Died For Your Sins
Der Songwriter schüttelt immer noch Großes aus dem Ärmel
Wer wollte ihm da widersprechen? „It was a bad year for rock ’n’ roll“, singt Chuck Prophet mit dezentem Glamrock-Touch und sucht bei Peter-Sellers-Filmen Trost. Unser Trost kann nur sein, dass 2017 nicht gar so schlecht werden kann, wenn es gleich mit dem neuen Album eines Mannes beginnt, der stets locker über dem Durchschnitt liegt – selbst mit einem für ihn durchschnittlichen Œuvre.
„Bobby Fuller Died For Your Sins“ entfaltet nicht die auch konzeptionelle Wucht der San-Francisco-Hommage „Temple Beautiful“. Es verknüpft nicht so spielerisch Soundwelten wie einst „Age Of Miracles“. Und einen Song wie „Post-War Cinematic Dead Man Blues“ hat Prophet dann vielleicht doch schon einmal zu oft geschrieben. Doch klingen unspektakulär spektakuläre Songs wie „Your Skin“, „Open Up Your Heart“ oder „Jesus Was A Social Drinker“ immer noch wie aus dem Ärmel geschüttelt.
Der erste Protest-Song
Für die 13 Tracks kehrte Prophet in das Studio (Hyde Street) zurück, in dem er einst seine erste Session gespielt hatte. Two-Inch-Tape, keine Computer. In klassischer Zwei-Gitarren-Bass-Drums-Besetzung sucht er noch einmal den heiligen Gral und zumal den Geist von Link Wray („Rumble“) heraufzubeschwören, am deutlichsten im rasant-minimalistischen „In The Mausoleum“. Doch wird ein „Rider Or The Train“ auch mal mit einer Steve-Nieve-Keyboardgirlande (ca. „Oliver’s Army“) aufgehübscht.
Den Zwei-Akkord-Bulldozer für das Polizeiopfer Alex Nieto nennt Prophet seinen „first protest song“. Aber da fallen uns noch ein paar andere von ihm ein. Die Titelsong-These wird übrigens, typisch Prophet, einfach mal fröhlich in den Raum gehauen und nicht erklärt. Derweil „We Got Up And Played“ in die Grundausstattung jedes Musikers gehört, der nicht auf so hohem Logistikniveau tourt. Womit wir wieder bei 2017 wären: Ein richtig gutes Jahr kann es eigentlich nur werden, wenn Chuck Prophet bei den kommenden Konzerten endlich nicht nur die üblichen Verdächtigen vor der Bühne begrüßen darf. Ein frommer Wunsch? (Yep Roc)