Built To Spill
Ancient Melodies Ot The Future
Gelungenes Gitarren-Werk des Independent-Helden Doug Martsch Stets unrasiert sitzt Doug Martsch nach wie vor am liebsten mit Frau und Sprössling auf der Veranda seines Hauses in Idaho. Dort klimpert er auf der Gitarre, raucht oder macht Yoga-Übungen. Nur widerwillig verlässt er den Kartoffelstaat, um Konzerte in ganz Amerika zu geben. Laut Augenzeugenberichten hat er dann meistens eine schmutzige Reisetasche bei sich, in der er Teile seines Equipments verstaut Einmal gelang es der Plattenfirma sogar, ihn zu einer Gastspielreise nach Europa zu zwingen. Martsch saß also im Flieger, um kurze Zeit später auf einer deutschen Festival-Bühne zu stehen: In Sandalen, einer Art Jogginghose und natürlich unrasiert spielte er ein unglaubliches Konzert. Weil Doug auch der Neil Young für Menschen ist, die zu faul sind, sich mit Neil Young zu beschäftigen, gab er außerdem eine 20-minütige Version von „Cortez The Killer“ zum Besten. Bevor man sich versah, war er schon wieder weg.
Niemand stellt sich so den Heilsbringer der amerikanischen Gitarren-Rock-Szene vor – und doch ist Mansch, spätestens seit „Perfect Front Now On % für viele Leute genau das. Der Mann selbst hat wohl davon gehört, möchte aber lieber nichts Näheres wissen. Die Besetzung seiner Band wechselt er gern und oft, und vom Major-Label lässt sich einer wie Doug schon gar nicht reinreden.
Deshalb ist es auch keine große Überraschung, dass Jlnäent Melodies Of The Future“, wie alle Built To Spill-Alben zuvor, hervorragend gelungen ist. Doug Martsch singt immer noch so hoch wie ehedem und setzt seine Stücke auch weiterhin aus Akkordfolgen zusammen, die noch irgendwo herumlagen oder auch schon mal für ein obskures Seitenprojekt oder einen älteren Built To Spill-Song verwendet wurden. Es hat aber auch Überraschungen: „Fly Around My Pretty Little Miss“ ist der bislang fröhlichste Song der Amerikaner, „Alarmed“ zählt zu den allerbesten seit „Car“, jenem Rührstück auf „There’s Nothing Wrong With Love“, in dem der kauzige Sänger seine Träume verfilmt wissen wollte. Und dann gibt es da noch „Strange“, eine unverschämt poppige Song-Schleife mit billigem Casio-Keyboard und drolligem Chorgesang.
„Ancient melodies Of The Future“ dokumentiert ganz vorzüglich Stagnation auf höchstem Niveau und ist das vielleicht kompletteste Werk von Built To Spill geworden. Beim Barte des Propheten!