Britney Spears
Circus
Sony BMG
Diffizile Metaphorik war noch nie ein besonderes Steckenpferd von Britney Spears. In früheren Sexy-Videos hantierte sie mit monströsen Schlangen, ihr auf dem Höhepunkt von Kopfscherereien und Höschenlosigkeit veröffentlichtes Album nannte sie „Blackout“ – und nun, da ihr Leben wieder halbwegs im Lot scheint, ist ihr der ganze Schlamassel also ein amüsanter Zirkus.
Nacheinander werden die Kuriositäten des Spears’schen Alltags vorgeführt – die schmerzensreiche Trennung von K-Fed, die wunderlichen Paparazzi-Amouren: „Mr. Photographer, I think I’m ready for my close-up tonight.“ Britneys Gesang ist dabei die meiste Zeit nur mehr roboterhaft verzerrte und zerhackstückte Nebensächlichkeit hinter Synthie-Gestampf und semislicken Beats.
Tragischer Höhepunkt ist „If You Seek Amy“, ein Lied wie ein Klingelton: Vordergründig geht es um ein von aller Welt gehatztes, armes Mädchen namens Amy, doch in durchschnittlich sprachbegabten Mittelstufen wird der Titel rasch für Tuscheleien sorgen – schnell ausgesprochen lautet er „F-U-C-K me“.
Vieles nervt an diesen uninspirierten Albernheiten:“I kiiiilled the lights“-Geschrille, manische „Ha-hi-ha“-Refrains. Absolut unerträglich ist das mit schauderhafter Dutzi-dutzi-Intonation dargebotene „Mmm Papi“, getoppt nur noch vom Kitschdesaster „My Baby“.
Ein Moment, in dem man Britney tatsächlich in ihrem Gesang wieder erkennt, ist die Kater-Gewissenserforschung „Blur„, in der sie die Vorkommnisse der letzten Nacht zu errätseln versucht: „Hope I didn’t but I think I might“ – überraschend pathosarm und eher schläfrig und nonchalant.
Vielleicht liegt hier das Kernproblem dieser uninspirierten Unternehmung: dass Britney der ganze Zirkus im Grunde längst egal ist.