Brigid Mae Power
„Dream From The Deep Well“
Fire/Cargo (VÖ: 30.6.)
Behutsam modernisierter Folk als soziale Instanz
Da kann frau schon mal tiefer graben, und nicht nur nach Träumen, immerhin bespielt Brigid Mae Power in „The Waterford Song“ Terrain, das ihre Familie schon seit rund tausend (!) Jahren besiedelt. Doch ist die Irin weder an Mystizismus noch an bloßem Brauchtum interessiert. Stärker als auf ihren ersten beiden Alben begreift Power ihre behutsam modernisierte Folk-Musik wieder als soziale Instanz, wenn sie in „Maybe It’s Just Lightning“ die kleinen Kämpfe der Frauen von nebenan groß macht oder mit „Ashling“ an eine beim Joggen getötete Grundschullehrerin erinnert.
Die Irin ist weder an Mystizismus noch an bloßem Brauchtum interessiert
In dem zweigeteilten Requiem „I Don’t Know Your Story“ reicht ihr ein Klavier, während „I’ll Wait Outside For You“ sein Thema mit schwebenden Steel-Klängen wunderbar illuminiert. Ihre Meisterschaft als Interpretin wirft Power in eine Version von Tim Buckleys „I Must Have Been Blind“, die gerade in ihrer Zurückgenommenheit all die verdammte Reue leuchten lässt. In „Counting Down“ hadert Brigid Mae Power auch schon mal mit ihrer Profession. Wie gut, dass sie nichts Besseres gefunden hat!