Bouet
„Roadkill Madness“
Stockroom/Da Capo (VÖ: 23.6.)
Americana-(Alb-)Träume des Malers und Songwriters
Im Heartland Mitteldeutschlands, genauer in Gommern bei Magdeburg, erdenkt Christoph Bouet seine Folk-, Country- und Westcoast-Elegien. Und er macht dabei aus seiner Sehnsucht nach einem Gestern, das es so wahrscheinlich nie gegeben hat, keinen Hehl. Auf früheren Platten stand ihm vor allem Neil Young Pate. Diesmal ist es unter anderem Gene Clark, etwa im abgründigen Titelsong, der Bilder von gottverlassenen Highways evoziert – Schimären von Tod und Teufel legen sich übereinander und leiten den Protagonisten in einen Zustand deliriöser Wahnvorstellungen.
Die Pedal-Steel wimmert, die Mundharmonika fleht, das Klavier seufzt
Bouets Kunst wäre eine Aneinanderreihung von Klischees, aber die Mischung aus Distanz und Leidenschaft gegenüber seinem Sujet – die USA der 60er- und frühen 70er-Jahre – ist verblüffend. Hier stilisiert sich niemand zum neuen Stern am Americana-Himmel, hier verschwindet jemand hinter den rauen Seelenlandschaften einer Welt, deren Glanz noch im Untergang schimmert. „Santa Cruz“, „Who Sent You“ und „Desert Poem“ lassen nichts vermissen: Die Pedal-Steel wimmert, die Mundharmonika fleht, das Klavier seufzt.