Ein Album zu machen, das cool kalkuliert ist und doch kaum so klingt, das stilistisch breit umherstreift und dabei doch nicht wie grad auf der Durchreise wirkt – das schaffen nur wenige Überlebende ihrer Rock’n’Roll-Generation so lässig wie Bonnie Raitt.

Bemerkenswert ist allein, wie hier Erträge aus zwei Studio-Konstellationen im Einklang sind – wobei es wohl half, dass sie Techniker Ryan Freeland von Joe Henry mitnehmen konnte und sowohl dessen Hausband als auch ihre eigene nicht zu überflüssigen Noten, aber präzis-vitalem Ensemblespiel neigen. Egal, ob’s funky wird („Used To Rule The World“) oder Raitt dem Gerry-Rafferty-Oldie „Right Down The Line“ eine Reggae-Frischzelle injiziert, ob sie Dylan nach Hause singt („Standing In The Doorway“) oder „You Can’t Fail Me Now“ von Joe Henry/Loudon Wainwright III, ob sie mit „Take My Love With You“ den „Nick Of Time“-Groove bedient oder in der Medien-Satire „Marriage Made In Hollywood“ relaxtes Westcoast-Feeling abruft.

Die Autorin Raitt hält sich bis auf den Stones-Rocker „Down To You“ völlig raus. Aber ihre große Gabe bestand ja immer darin, sich Vorlagen so anzuverwandeln, dass sie bald allein mit ihr assoziierte Songs werden, siehe John Prines „Angel From Montgomery“, siehe „I Can’t Make You Love Me“. Mit „Not Cause I Wanted To“ (ein Text der Texanerin Bonnie Bishop) steht hier ein weiterer Kandidat bereit, während auch Freunde der Slide-Gitarristin Bonnie Raitt auf ihre Kosten kommen („Ain’t Gonna Let You Go“, „Split Decision“). Wie sie das alles gemacht hat? „God Only Knows“ – weshalb als Abschluss für „Slipstream“ auch nur diese Worte denkbar sind, die Joe Henry ihr in den Mund legen darf.