Bonnie ‚Prince‘ Billy
Lie Down In The Light
Neun Jahre nach „I See A Darkness“ ist Bonnie „Prince“ Billy im Licht angekommen. Wohl kein Zufall, dass er den Weg dorthin in weiblicher Begleitung zurücklegte. Auf „Master & Everyone“ sang Marty Slayton (die auch dieses Mal einen Gastauftritt hat), Dawn McCarthy veredelte „The Letting Go“ und Meg Baird von Espers die „Ask Forgiveness“-EP. Nun begleitet ihn eine kanadische Dame namens Ashley Webber, die bisher nur am Rand der Popwelt mal kurz auftauchte und vermutlich das meistgegooglete Nicht-Nackmodell der nächsten Wochen sein dürfte.
Der Song mit dem programmatischen Titel „Easy Does It“ gibt die Stimmung für das wohl lieblichste und – wie der Titel schon andeutet – hellste Album des Prinzen vor. Countryesk lässig mit Fiddle, Fußtappen und Gitarre-Klopfen, später kommen noch Barpiano und Melodika hinzu. „There’s a path/ There’s a beach/ There’s a horseshoe crab/ There’s my brothers, my girlfriends/ My mom and my dad/ And there’s me/ And that’s all there needs to be.“ Aus so einem spirituellen Hochgefühl bewegende Songs zu machen, ist vermutlich schwieriger als die ewige Geschundene-Seele-Nummer, und schon „You Remind Me Of Something (The Glory Goes)“, der zweite Song des Albums, ist eine der ganz großen Oldham-Kompositionen. Der Ton leicht dunkler, Webbers schilfige Stimme in den Harmonien, Oldhams verletzlich wirkender Gesang. „I like the places where the night does not mean an end.“
Oldham und Webber durchleben in „So Everyone“ und „You Want That Picture“ eine Liebschaft von Sehnsucht (und Sex) bis Trennung (und Hass), doch auch hier bleibt am Ende die Hoffnung (der Hoffnungslosen). „And I looked at the sky/ And knew someday I’d die/ And then everything would be alright.“ Und alle Rätsel und Sorgen werden schließlich in dem herrlichen Fairport Convention-Folk-Rock „Where Is The Puzzle“ vom Wind fortgetragen. Am Ende findet Oldham den Frieden in der Natur. In der Klause sitzend, Thoreau lesend – vereint mit Gott und der Welt. So muss Erleuchtung klingen. (Domino)
Maik Brüggemeyer