Bob Mould ist kein Sich-selbst-neu-Erfinder. Auf seine brachiale Innerlichkeit, auf seinen Zorn, seine Frustration, seine Angst, seinen ständigen Kampf gegen sich selbst und alle anderen ist Verlass. Und das schon, seit er 1978 in Minnea­polis anfing, sich bei seiner Hardcore-Band Hüsker Dü die Seele aus dem Leib zu brüllen. Und die Midlife-Crisis, die sich bei Mould darin äußerte, dass er sich an elektronischer Musik versuchte, hat er glücklicherweise bereits vor zehn Jahren hinter sich gebracht. Längst stehen wieder verzerrte Gitarren im Zen­trum seiner trotzig-bitteren, schwermütigen, verzweifelten Songs.

Der größte Unterschied zwischen „Patch The Sky“ und dem Vorgänger, „Beauty & Ruin“ (2014), ist, dass es diesmal mehr um dystopische Fantasien und weniger um Vergangenheitsbewältigung geht. Und dass der Bob Mould der „Workbook“-Ära etwas in den Hintergrund gedrängt und der der Hüsker-Dü- und Sugar-Zeiten lauter wird. Geblieben ist die Unbedingtheit des Musizierens und Textens. Und irgendwie geht es bei Mould immer ums große Ganze. Er lässt in „Lucifer And God“ zwischen Gitarrenwänden den Teufel und Gott um eine Seele streiten. In der Powerpop-Hymne „Voices In My Head“ halluziniert er von Dämonen und Geistern der Vergangenheit. In der Grunge-Reminiszenz „The End Of Things“ begrüßt er den Untergang, in „Black Confetti“ vertont er wieder einmal den Kontrollverlust.

„Patch The Sky“ ist eine von Bob Moulds düstersten Platten. Ein halbes Jahr hat er sich vor der Welt versteckt, um Songs zu schreiben, die oft von einem atemlosen Ton bestimmt werden. Da sind etwa das ungedul­dige „Losing Time“, das überdrehte „Hands Are Tied“, der Rocker „Daddy’s Favorite“ mit seinen fiesen Synkopen. Während sich in „Losing Sleep“ eine Offbeat-Gitarre vergeblich bemüht, den Song in einen Ska zu verwandeln, fliegen einem in „Pray For Rain“ mindestens drei Gitarren um die Ohren. Und lange hat er nicht mehr so knackige Melodien geschrieben wie in „Hold On“ und „You Say You“.