Blur

„The Ballad Of Darren“ – Die alten Gefühle

Warner (VÖ: 21.7.)

Die anrührende Rückkehr einer Britpop-Band, die schon lange keine mehr ist

Ein Rhythmus aus der Konserve, ein Klavier, Melancholie, Streicher: Das erste Blur-Album seit „The Magic Whip“ vor acht Jahren beginnt wie eine Fortsetzung von Damon Albarns bukolischem Soloalbum „The Nearer The Fountain …“ (2021). Man könnte glauben, der Sänger hätte die Band gekapert. Im zweiten Stück dann endlich die erlösende Schrammelgitarre. Erinnert an Endsiebziger-Bowie/Fripp, die späten Beatles im Hintergrund. Zusammengenomen klingt das wie – Blur.

Eine Band, die schon lange keine Band im romantischen Sinn mehr ist

Die präsentieren dann mit „Barbaric“ ihren besten Popsong seit „Coffee & TV“. Twee und Melodie. „We have lost the feeling that we thought we’d never lose/ Now where are we going?“, singt Albarn. Es geht um Trennung, ums Altern, zwischen den Zeilen aber wohl auch um eine Band, die schon lange keine Band im romantischen Sinn mehr ist, sondern ein Projekt von vier Typen, die früher mal gemeinsam in einer Band gespielt haben. Vielleicht handelt auch das schlaue „The Narcissist“ davon, wenn Albarn (mit Graham Coxon als Echo) singt: „Looked in the mirror/ So many people standing there/ I walked towards them/ Into the floodlights.“

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Während bei „The Magic Whip“ Coxon und Stammproduzent Stephen Street zumindest musikalisch federführend waren, scheint bei „The Ballad Of Darren“ alles in Albarns Händen zu liegen – und denen des neuen Produzenten, James Ford, schon beim letzten Gorillaz-Album ein Albarn-Verbündeter. Ford ist kein Live-im-Studio-Typ, interessiert sich nicht für das intuitive Zusammenspiel, er sucht nach neuen Wegen, die Talente der Musiker einzusetzen. Coxon, zuletzt auch Soundtrack-Komponist, scheint die Songs wie Filmszenen zu orchestrieren, statt sie, wie es einst seine Art war, mit Riffs voranzutreiben.

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Es ist ein leicht modernistischer Sound, der das Album bestimmt, das sich nach „Barbaric“ ins Besinnliche zurückzieht. „Russian Strings“, das Leonard Cohen gewidmete „The Everglades“ und das von Bläsern geschmückte „Avalon“ reflektieren über die Weltlage und handeln von alten Freundschaften, Abschieden und Krisen. „Seeing through the coma in our lives“, singt Albarn ganz am Ende. „Something too bright out there/ You can’t even see it/ Are we running out of time?“ Blur sind aus dem Koma erwacht und versuchen sich daran zu erinnern, wer sie waren, wer sie sind. Es ist anrührend.