Blitzen Trapper
„Destroyer Of The Void“
Der starrende Rinderkopf, umkrochen von zwei Chinarestaurant-Drachen, schlecht gezeichnet. Das Wappen, das sich die Gitarren-Bärte-Band Blitzen Trapper aus Portland aufs Cover ihrer neuen Platte gebrannt hat, wäre sonst wohl eine Bizepstätowierung geworden, für die sich irgendwer später sehr geschämt hätte. Ja, überraschenderweise kann man sich das Ewige, Unzerstörbare ganz leicht zu Hause selbst bauen, oft mit relativ wenigen Bleistift- oder Saitenstrichen. Von der Erkenntnis leben ja viele junge Musiker, die Sprechweise und Tragweite der großen Americana erst entdecken, nachdem sie die Unizeit mit Grunge oder Skaterzeug verschwendet haben.
Blitzen Trapper – die schon mit den letzten zwei Alben extrem positiv auffielen – sind insofern etwas Besonderes, als sie nicht nur Laurel-Canyon-Folk, Mountain Music und Basement-Tapes-Roots-Rock für sich benutzen, sondern auch die weniger urigen Klassiker. Der viel beachtete, über sechsminütige Titelsong von „Destroyer Of The Void“ klingt in seinen drallsten Passagen wie Seventies-Glam in Glitzerstiefeln, wie komplizierte Prog-Komponiererei, Rockoper. Und wirft die nicht uninteressante Frage auf, was die göttlichen Harmonien von Crosby, Stills & Nash mit den Quecksilberchören von Queen zu tun haben könnten.
Freilich wird alles, was Blitzen Trapper machen, durch die Präsenz und Stimme von Hauptsongwriter Eric Earley zusammengehalten. Nach dem schockfrostigen „Black River Killer“ bringt er auch dieses Mal wieder eine exzellente Mörderballade („The Man Who Would Speak True“), singt honigmäulig und sonnig von Bärten aus Bienen und schwarzäugigen Engeln, vermittelt zwischen kosmischen und erdverbundenen Aspekten. Im Vergleich zum abenteuerlichen Titelstück wirken einige der straighteren Songs etwas brav. Trotzdem erstaunlich, wie hoch dieses Büffelding fliegen kann. (SubPop/Cargo)
Joachim Hentschel