Blackmail

Aerial View

Die Koblenzer erfüllen ihre Versprechen: Souveräner Indie-Rock

Blackmail bei City Slang und also wieder zurück im Indie-Lager, das kommt einem richtig vor. Das Berliner Label hat in der Vergangenheit ja immer mal Bands zu deren jeweiligen Karrierehöhepunkten beflügeln können, und auch bei Blackmail schien die Zeit reif für den großen Moment im eigenen Schaffen.

Der ist jetzt da. Mit „Aerial View“ machen sich die Koblenzer frei von allem Nachahmen und erfüllen eine Menge der Versprechen, die hier im Lauf der Jahre gemacht wurden. Es gibt ja keine Abkürzungen hierhin! Die Souveränität, mit der Blackmail auf Album Nr. 5 ihren harten Indie-Rock in alle möglichen Richtungen dehnen, bekommt man nur im Lauf der Zeit und durchs unbeirrte Festhalten an der gemeinsamen Idee. Und so muß also niemand mehr Ähnlichkeiten zu Placebo oder sonst wem aufdecken oder beklatschen, wie toll international man auch in Deutschland Musik machen kann. Blackmail sind Blackmail, das ist die Neuigkeit.

Schön an „Aerial View“ ist vor allem: das hypnotische Lärmen der Gitarren bei „Moonpigs“, das dramatische, kompromißlos verzerrte Pumpen des Prologs „Electncido“, die hymnenhafte Düsternis von „Everyone Safe“ (wenn Sie mich fragen: das beste Lied dieser Diskographie), der bösartig walzende Grunge von „I Couldn’t Care Less“, das in der Mitte jäh verstummt und von einem Bläsersatz in eine ganz neue Richtung geführt wird. Auch „Splinter“ gelingt: Daß Blackmail solch eher normales Schrängeln zu einem durchaus charismatischen Lied verdichten können, kann man als Beleg für die neu gewonnene Souveränität werten.

Nicht so gut ist hingegen eine Art Rock-Ballade namens „Never Forever“; auch ein, zwei andere Stücke weiter hinten auf der Platte halten den Standard der fulminanten ersten Hälfte nicht. Aber man soll dieses Werk als Ganzes sehen! Und Blackmail zur besten Musik ihrer Karriere beglückwünschen.

(CITY SLANG, 13.1.)