Birthright: A Black Roots Music Compendium

Craft (VÖ: 17.2.)

Jahrzehnte und Genres umfassende Anthologie

Vierzig Songs, stilistisch angesiedelt in Jazz, Blues und Gospel, beginnend in den 50er-Jahren und bis in die Neuzeit reichend, interpretiert von allseits bekannten Größen oder heute nahezu vergessenen Musikern. Wie geht das zusammen? Der rote Faden findet sich in einem 48­seitigen Booklet, in dem die Geschichte der einst als Sklaven aus ihrer Heimat nach Nordamerika Verschleppten anhand ihrer musikalischen Wurzeln, deren Verästelungen und vielfältigen Symbiosen erlebbar gemacht wird. Auf angenehm unakademische Art erfährt man zum Beispiel, dass Krüge, Löffel oder Waschbretter ihre Premiere als Rhythmusinstrumente der Aushebelung eines Verbots von afrikanischen Trommeln auf den Plantagen verdankten.

Professionell produzierte Tracks folgen auf knisternde Field Recordings

Die Reihenfolge der ausgewählten Songs unterliegt weder chronologischen noch thematischen Zwängen, was „Birthright“ von der verstaubten Aura eines kulturhistorischen Vortrags befreit und die Compilation zu einer gut durchhörbaren Angelegenheit macht. Professionell produzierte Tracks folgen auf knisternde Field Recordings, kreolische Musiktradition trifft auf karibische, Brass-Band-Klänge auf Blues-Standards. Entsprechend illuster ist die Schar der Interpreten. Von den Staple Singers und Jesse Fuller bis zu Ranky Tanky und Sweet Honey In The Rock ist reichlich Personal vertreten, das sich unter dem freizügig ausgelegten Terminus „Black Roots Music“ einordnen lässt.

Youtube Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Die wunderbaren Carolina Chocolate Drops steuern ein bislang unveröffentlichtes Stück bei, während Taj Mahal und Keb’ Mo’ zurückgelehnt Sleepy John Estes’ „Diving Duck Blues“ reanimieren. Beim Hören und Stöbern drängt sich natürlich und wohl auch beabsichtigt mehr als einmal die Frage auf, wo Rock’n’Roll oder HipHop heute ohne all diese lange ignorierten und oft um den Lohn ihrer Kreativität gebrachten Brückenbauer stehen würden. Dass die Antwort betont sachlich und ohne triumphierenden Lärm daherkommt, ist das größte Verdienst dieser feinen Zusammenstellung.

Autor: Ronald Born