Birdy

„Portraits“

Warner (VÖ: 18.8.)

Perfekt produzierter Drama-Pop

Auch nach zwölf Jahren hat ihre Gänsehautversion von Bon Ivers „Skinny Love“ nichts von ihrer Magie verloren. Dennoch war es für Jasmine van den Bogaerde an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Tatsächlich heißt der Club der Grandes Dames des Pop sie nun willkommen – als da wären Florence Welch, Lana Del Rey und Marina Diamandis. Und fürwahr hört man bei dem famosen Kernstück „Ruins II“ plötzlich sogar Kate Bush heraus. Näher kommt Birdy ihr nimmer, selbst wenn sie live „Running Up That Hill“ covert. Oder vielleicht doch? Die Streicher und Synthies verbindende Achtziger-Ästhetik von „Raincatchers“ macht’s möglich – mit einer kleinen Prise Frühphase-Tori-Amos. Birdy singt meist sehr hoch – ihr Stimmumfang ist definitiv um einige Tonlagen angewachsen. Sie spielt wieder selbst Piano, was auf „Your Arms“ besonders berührend ausfällt, dem neuen „Wings“. Bereit für den Durchmarsch! Wie einst Leicester City …

Man spürt die Energie im Studio aus ihr heraussprudeln

Das fünfte Album der immer noch jungen Frau aus Lymington startet mit einem Paukenschlag, der Disco-Pop-Attacke „Paradise Calling“, die auch Marina nicht besser hinbekommen hätte. Man spürt die Energie im Studio aus ihr heraussprudeln. Nichts hält sie auf! Angekündigt hatte Birdy Stücke aus dem Alternative-Rock-Kosmos, doch Vorsicht: Arctic-Monkeys-Referenzen erweisen sich als nicht nachvollziehbar. Allerdings gibt es durchaus Plattenläden, die Bastille unter „Alternative“ einordnen, und das soll hier wohl die Brücke darstellen.

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„Portraits“ präsentiert sich als perfekt produziert und wohlfeil arrangiert, mit akzentuiert eingesetzter Dramaturgie. Obwohl sich hier Diverse an den Pürierstab wagten – etwa Mark Crew und Dan Priddy von Best Laid Plans, die Leute hinter dem Erfolg von Bastille, und ihr Kumpel Gabe Simon –, funktionieren die elf Songs als eine Einheit. Wohl auch weil Birdy dabei selbst viel übernahm und die Fäden in der Hand hielt. Was also als Nächstes? Ein Album mit Streichern oder eine Rick-Rubin-Produktion? Beides sollte gelingen.