Birdy

Birdy

Warner VÖ: 23.03.2012

Einst hat eine zehnjährige Andrea Jürgens mit „Und dabei liebe ich euch beide“ Schlagerfans zu Tränen gerührt, und eben erst brachte die gleichaltrige Jackie Evancho, Puccinis Arie „O Mio Babbino Caro“ singend, Opernliebhaber aus der Fassung. Jasmine van den Bogaerde, die Birdy genannt wird, ist zwar schon 15, aber auch sie verzückt mit fester Zahnspange und kindlich-altklugem Vortrag emotional aufgeladenen Songmaterials – diesmal das Indie-Pop-Klientel.

„And I’ll be anything you ask and more“, singt die Britin zur Eröffnung ihres Debüts in einer den dynamischen Sprüngen beraubten Version des Phoenix-Songs „1901“. Und tatsächlich verdingt sich Birdy auf der Platte als Projektionsfläche. Ihr gefühliger Tonfall bleibt dabei stets der gleiche. Bon Ivers „Skinny Love“ wird ebenso zur zittrig inszenierten Klavierballade wie der mit zu viel Pathos und Streichern vorgetragene Cherry-Ghost-Hymnus „People Help The People“. Das Beste am Album ist sowieso die Songauswahl, die einige der schönsten Indie-Pop-Nummern der vergangenen Jahre versammelt. Ob „I’ll Never Forget You“ (Francis And The Lights), „Young Blood“ (The Naked And Famous), „Shelter“ (The XX) oder „Terrible Love“ (The National) – Birdys Versionen imitieren nur die Intensität der Originale, verwechseln mitunter Schwülstigkeit mit Emotionalität. Dass es mit der nicht weiter störenden Ballade „Without A Word“ auch eine Eigenkomposition auf die Platte geschafft hat, macht aber Hoffnung auf ein Leben nach dem Covern.