Billie Eilish

Happier Than Ever ★★★ 1/2

Universal

Die Torchsongs nach dem Brummen der Killer-Bässe

Natürlich präsentiert sich Billie Eilish auf ihrem zweiten Album nicht „glücklicher als je zuvor“. Dennoch hat sich seit „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ einiges verändert. Texte über universelle Teenager-Traumata, verpackt als Horror-Comic und mit knisternden Electro-Beats in die Kinderzimmer getrieben, finden sich auf „Happier Than Ever“ nicht mehr. Das ist ein bisschen schade, aber mit 19 sehen Alpträume anders aus – zumindest beim Erwachsenwerden in der Entertainment-Industrie.

Nun hören wir Torchsongs im weitesten Sinne, mal digital pulsierend, mal handgezupft leise – und mit Julie London als Vorbild: „Not the songs, but the feeling – longing, kind of dreamy and curious“, erklärte sich die Sängerin letzte Woche der „L.A. Times“. Und obwohl Billies Bruder Finneas auch das neue Album produziert hat, sucht man die bedrohlich brummenden Stolper-Bässe des Debüts vergeblich.

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Dafür gibt es einen schwerelos tänzelnden „Billie Bossa Nova“. Noch reduzierter, nur von einer akustischen Gitarre begleitet, erzählt „Your Power“ von missbräuchlichen Beziehungen und dem Schmerz der Opfer. Auch „Male Fantasy“ orientiert sich an den seit #MeToo virulenten Debatten, thematisiert Bodyshaming und den männlichen Blick. Selbst wenn solche Themen inzwischen von der Werbung aufgegriffen und an Bushaltestellen plakatiert werden – wichtig sind sie nach wie vor.

Sehr persönliche Texte

Beim Titelsong lässt sich Eilish dann voll in die angenehm traurige Welt von Julie London oder Peggy Lee fallen – auch wenn sich der Song in der zweiten Hälfte in eine heftig verzerrte Hymne verwandelt. Das musikalisch stärker ans Debüt anknüpfende „Therefore I Am“ ist mir trotzdem lieber, auch das minimalistisch lauernde „NDA“.

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Das heftig pulsierende „Oxytocin“ treibt einen geradezu in die Hochrisiko-Zonen der Clubs. Aber vielleicht ist das ja der Punkt: Die diesmal sehr persönlichen Texte von „Happier Than Ever“ sind ganz nahe an der jungen Zielgruppe – die Musik dagegen ist für alle.