Avril Lavigne – Let Go. Die talentierte 17-jährige Songschreiberin legt ihr Debüt vor :: BMG
Ein bisschen verloren sieht sie aus, die 17-Jährige aus dem kanadischen Kaff Napanee. Dabei hat sie gar keinen Grund mehr, verunsichert zu sein. Sie hat es im Gospelchor versucht und mit Country, aber jetzt ist Avril dort angekommen, wo sie sich offensichtlich wohlfühlt: bei dynamischen Pop-Rock, der in den leiseren Momenten an Lisa Loeb erinnert, bei den kleinen Wutausbrüchen natürlich auch an Alanis Morissette. Für einen Teenager hat sie allerdings schon erstaunlich viel eigenes Profil.
Bei „Losing Grip“ erzählt Lavigne die übliche Geschichte vom verletzten Mädchen, das es gar nicht nötig hat, einem blöden Typen hinterherzuweinen. An sich keine spannende Sache, aber sie singt das nicht übertrieben kraftvoll, sondern einfach so eindringlich, dass man ihr glauben will, dass all dies ihre eigenen Erfahrungen sind – und keine, die ihr irgendwelche Produzenten untergeschoben haben. „Complicated“ wird allen verwirrten Girlies gefallen, „Sk8er Boi“ zweifellos zum Sommerhit werden.
Kalkuliert, das alles? Selbst wenn, dann ist es immer noch besser als all das, was ihre Barbiepuppen-Kolleginnen fabrizieren. Man hat zumindest nicht sofort das Gefühl, dass es hier darum geht, mit einem genormten Gör möglichst schnell möglichst viele Platten zu verkaufen. Avril Lavigne sagt es selbst in „Nobody’s Fool“: „If you’re trying to turn me into someone else it’s easy to see/ I’m not down with that/ I’m nobody’s fool/ I’ve seen it enough and I’m over that/ If you wanna bring me down/ go ahead and try.“ Sie rappt fast beim altklugen Fazit: „I might have fallen for that when I was 14 and a little more green/ But it’s amazing what a couple of years can mean.“ Da hört sie sich dann fast an wie Pink, vor allem aber wild entschlossen, sich in nächster Zeit noch gehörig weiterzuentwickeln, und zwar in jede Richtung, die ihr gefällt.
Etwas mutiger dürften die Texte insgesamt schon noch werden, aber aufregender als Vanessa Carlton oder Michelle Branch klingt Lavigne auf jeden Fall.