Audioslave – Audioslave :: Epic/Sony
Es dauert keine Minute, bis klar ist, dass dies nicht bloß ein kluger Schachzug von zwei einigermaßen verzweifelten Parteien ist. Es war nur schwer vorstellbar – Chris Cornell mit Rage Against The Machine. Es passt perfekt. Best of both worlds. Metal. Rock. Hits. „All sounds made by guitar, bass, drums, and vocals“. Produziert von Rick Rubin. Keine Revolution. Bloß Energie.
So wütend und wuchtig klang Cornells Stimme lange nicht mehr – mit dem Ende von Soundgarden schien auch seine Kraft immer mehr nachzulassen. Mit den RATM-Musikern hat er jetzt den Antrieb wiedergefunden, Tom Morellos Gitarre wummert und kracht, als gäbe es kein Morgen. Und ohne den Stakkato-Gesang von Zack de la Röche wirkt das gar nicht unmelodisch, im Gegenteil, es groovt dermaßen, dass einem der Kopf schlackert. Und hat gar nichts mit all dem Rapmetal zu tun, der nach (und zum Teil dank) Rage entstand und inzwischen so langweilig geworden ist. Audioslave stehen in der Tradition von Led Zeppelin und Black Sabbath, und sie schämen sich nicht dafür. Dabei stehen der Band die ruhigen Passagen mindestens so gut zu Gesicht wie die lauten. Vor allem aber gelingen ihnen die Tempowechsel unglaublich leichthändig, die Dynamik wirkt nie forciert. Sie ist einfach da.
„I’m not a martyr, I’m not a prophet, and I won’t preach to you“, singt Cornell gleich in „Cochise“. Keine politischen Statements, kein Lamentieren gegen Kapitalismus und Konservative. Seine Texte sind wie immer kryptisch – und klingen dank des Pathos oft bedeutender, als sie sind. Tatsächlich erzählen sie nur davon, was passiert, wenn man sich selbst aufgibt („What You Are“), den Verstand verliert („Exploder“) und um Hilfe schreit („Light My Way“). Aber wie er das alles singt: langgezogene Vokale, das kennen wir. Doch manchmal hört sich das jetzt fast sexy an, oft aber einfach sehr, sehr traurig – und dann plötzlich beängstigend anklagend.
Natürlich werden sich alle, die Soundgarden für Wichtigtuer hielten und Rage für Mucker, hier bestätigt fühlen. Mir egal. Nach Queens Of The Stone Age und den Red Hot Chili Peppers noch so ein herrliches (Hard-)Rock-Album in diesem Jahr da war der Weihnachtsmann großzügig.