Art Brut
Brilliant! Tragic!
Cooking Vinyl/Indigo
Die Welt gerät aus dem Ruder, mit jedem Tag mehr. Nie mehr wird sie so sein wie vorher, nie mehr so wie vor dem 11. März. Dann aber schaut man aus dem Fenster, genau auf einen Baum, dessen Knospen gerade sprießen, legt ein neues Art Brut-Album ein, das mittlerweile vierte, und alles scheint wie immer.
Wie immer? In der Tat – „Punk Rock Ist Nicht Tot!“ – zeigt das schwarze Brett der Band um Eddie Argos nicht viele Neuigkeiten an. Art Brut geben sich weiterhin nicht so schräg wie The Fall und nicht so eingängig wie die Pixies auf Singleformat. Wobei es „Sexy Sometimes“ durchaus mit „Where Is My Mind?“ aufnehmen könnte. Bassist Freddy Feedback singt erstmals Backing-Vocals, Gitarrist Ian Catskilkin besitzt ein neues Pedal. Vielleicht nennt auch jemand aus der Band neues Schuhwerk sein eigen.
Eddie Argos behauptet, Produzent Frank Black hätte ihm nun schlussendlich das Singen beigebracht. Dem muss man nicht zustimmen, aber was sagte Phil Oakey von Human League doch neulich? „Viele meiner Lieblingssänger können nicht wirklich singen!“ Es wäre ein Triumph, wenn er mit seiner Stimme Wein trinkenden Pärchen die Soundtapete liefern würde, so Argus auf besagtem „Sexy Sometimes“, dem besten Track. Zumindest FC St. Pauli FM freut sich auf Einsätze!
Der Humor von Argos wirkt oft nur angedeutet, gern lässt er die Pointe einfach weg. Die Kunst der Reduktion! Der sympathische Wirrkopf beschäftigt sich abermals mit dem hochverehrten Herrn Axl Rose, dessen Gesellschaft er bereits 2005 auf „Moving To L.A.“ suchte und dem er im Magazin „Artrocker“ einen offenen Brief widmete. Weitere Themen sind „Ice Hockey“, „Clever Clever Jazz“ und „Sealand“, ein auf einer Plattform vor der südostenglischen Küste existierendes Fürstentum. Für 40 Minuten und 11 Sekunden ist noch einmal alles gut.