Archive
Controlling Crowds, Part IV
Der Abschluss des Monumentalwerks: eine Prog-Rock-Odyssee
Es gibt gar nicht so viele Musiker im UK, die den Grenzgang zwischen den Genres so konsequent betrieben haben wie Darius Keeler und Danny Griffiths. Bei Archive, einem über die Jahre kräftig gewachsenen Kollektiv, ging es von Anfang an um Elektro und Rock, TripHop und Prog, immer gleichzeitig. Die Vermengung ist bei Archive kein bloßes Spielen mit Versatzstücken, sondern entsteht aus einer genauen Kenntniss der Stilwelten, die auf den Alben dieser Diskographie geplant kollidieren.
Vor nicht mal einem Jahr trauten sich Keeler und Griffiths mit diversen Sängern und dem alten Vertrauten Rosko John an ihr bislang aufwendigstes Werk, „Controlling Crowds“. Archive führten ein Epos auf, dessen schiere Monumentalität blass machte. Fast unerträglich war das, ja, aber beeindruckend.
Das aus drei Teilen bestehende Werk wird mit „Controlling Parts, Part IV“ nun fortgeführt und abgeschlossen. Archive befassen sich mit der menschlichen Konstitution und schicken ihre Protagonisten offenbar auf eine Odyssee in den Weltraum – richtig, das klingt wie just bei Muse. Macht und Liebe, Philosophie und Science Fiction: Die Themen sind die des britischen Prog-Rock, dem Archive sich freilich tief verbunden fühlen.
Die neuen Lieder geben sich ein wenig bescheidener. Gemeinsam mit Gitarrist und Sänger Dave Pen – der mit seinen Beiträgen zu dieser Platte offenbar schlimmes Herzeleid verarbeitet – schreiben Archive Material, das wohl sehr bedeutsam wirkt, aber leicht nachvollziehbar ist. Es sind wieder diverse Vokalisten am Start, die oft betont kleine, an klassisch britischem Pop geschulte Melodien in kathartische Höhen aufschaukeln. Manchmal reicht zur Begleitung ein Klavier, wie bei der wundervollen Trübsal „The Feeling Of Losing Everything“, an anderen Stellen sind Pink Floyd-Grandezza und Indie-Elektro-Opulenz doch unausweichlich.
Es sind die kleinen Melodien und die große Dringlichkeit in Pens Kompositionen, die „Controlling Crowds, Part IV“ zu einer guten Platte machen. Sicher bleibt das hier ein konzeptionelles Album; die Songs werden übergangslos verdichtet, gelegentlich eingestreuter Rave-Rock und TripHop integrieren das Repertoire ins Gesamtwerk. Doch im Vordergrund steht eine emotionale Nahbarkeit, die Archive sonst etwas abgeht. War der Liebeskummer doch zu etwas gut.