Animal Collective
„Isn’t It Now?“
Domino (VÖ: 29.9.)
Resteverwertung – Fans müssen jetzt ganz stark sein.
Geschichten von Bands, die in „bukolischen Landschaften“ ihrer Kreativität wochenlang freien Lauf lassen und am Ende mit einem Sack voller Songs dastehen, die sich „wie unerwartete Wege in verschiedene Ecken des eigenen Universums anfühlen“, klingen immer etwas übertrieben – werden aber trotzdem gern verbreitet. In der Regel haben die Beteiligten in solchen Fällen die besten Stücke ausgewählt und sie zu einem tollen Album gebündelt. So haben es auch Animal Collective gemacht, nachdem sie 2019 in einer abgelegenen Hütte in der Nähe von Nashville über 20 Songs geschrieben und vorproduziert hatten. Die erste Auswahl landete 2022 auf „Time Skiffs“, einem zu Recht gefeierten Werk voller übersprudelnder Laptop-Psychedelik und wimmelnder Details, für die das über Bundesstaaten und Kontinente verstreute Quartett berühmt ist.
Mehr Resteverwertung als neues Album
Und die restlichen Stücke? Gibt es jetzt auf „Isn’t It Now?“ zu hören, produziert von Russell Elevado, der für seine Arbeit an D’Angelos „Voodoo“ und den Nachfolger, „Black Messiah“, jeweils einen Grammy erhielt. Doch den trockenen Funk, für den der auf Black Music spezialisierte Produzent berühmt ist, sucht man auf „Isn’t It Now?“ vergeblich. Das bisher längste Animal-Collective-Album ist auch das zäheste. Ziel- und ambitionslos verlieren sich die viel zu langen Stücke in wenig gelungenen Sound-Malereien und eher trüben Stimmungen. Das 22-minütige (!) „Defeat“ will partout kein Ende nehmen, die sehr alt klingende Orgel ist auch in anderen Stücken äußerst präsent.
Vieles wirkt, als hätten die Musiker ausgiebig Haschkekse genascht und danach benommen, aber glücklich dem Frühwerk von Grateful Dead gelauscht. „Magicians From Baltimore“, eine Art Selbstporträt der Musiker als Zauberer, gönnt sich ein zweiminütiges Intro und kommt danach nicht von der Stelle. Der Text plappert von einer gemeinsamen Reise nach Avalon und davon, sich eine „Sechssaitige“ zu schnappen, um eine „dezente Melodie zu spielen“. Schön wär’s. „Isn’t It Now?“ ist mehr Resteverwertung als neues Album.