Animal Collective
Centipede Hz
Domino VÖ: 31. August 2012
Seltsam beiläufig sind Animal Collective nun schon in ihrem 13. Jahr angekommen. Seltsam, weil sie die alternative Rockszene der letzten Jahre ungefähr so entscheidend beeinflusst haben wie etwa Sonic Youth den Rock der Neunziger. Man wird in den neopsychedelischen Mixed-Zonen zwischen Folk, Prog und Chill Wave kaum einen Pfad finden, der nicht irgendwie ins Wirken des Quartetts aus Baltimore führt. „Centipede Hz“, ihr neuntes Album, unterstreicht das einerseits sehr eindrücklich. Andererseits liegt ihm offenbar doch ein wenig die Last von „Merriweather Post Pavilion“ auf den Schultern, mit dem die Band 2009 endgültig aus der experimentell verschatteten Nische trat. Anders als andere experimentelle Rock-Acts bewegen sich AC durch die explodierenden digitalen Archive nicht mehr mit einem ambitioniert seufzenden Okay zum Computer, sondern mit poppiger Leichtigkeit.
Statt tüftelnd zu sinnieren, schweifen sie auch diesmal wieder vielstimmig singend durch ihre dicht und elektronisch verzwirbelten und verstrickten Tracks – sozusagen als der Tausendfüßler des Albumtitels. Wie stets geht es in ihren Songs nicht um die lineare Erzählung, sondern eher kreiselnd texturale Verschiebungen.
Allerdings hat man ein wenig den Eindruck, als ob man die zuletzt so süß aus dem Gewimmel wachsenden Melodien etwas angestrengter suchen müsste. Für das gründliche Hören bedeutet es dennoch wunderbarste Arbeit, sich durch die flirrenden, klingelnden, surrenden und schabenden Studioschichten zu wühlen, von gefühlt Dutzenden Rhythmusspuren nicht weggespült zu werden und den euphorischen Chören und enthusiastischen Solostimmen zu folgen. Also: Laut hören. Noch lauter, am besten.
Beste Songs: „Apple Sauce“, „Monkey Riches“