Andreas Dorau
„Im Gebüsch“
Tapete (VÖ: 19.1.)
Etwas uninspiriert – da wäre mehr drin gewesen.
Ein neues Andreas-Dorau-Album ist eigentlich immer ein Grund zur Freude. Die heitere Melancholie in den Texten, der muntere Groove in den Beats – und überhaupt die ganze liebenswert einnehmende Persona. Doch diesmal hält sich die Begeisterung in Grenzen, „Im Gebüsch“ klingt über weite Strecken uninspiriert und lustlos. Liegt es an der Angst vor dem bevorstehenden 60. Geburtstag? Seit mittlerweile 44 Jahren kräht Dorau für das Szenepublikum und überrascht dennoch regelmäßig mit Ideen, die das jeweilige neue Album noch spritziger machen als den Vorgänger. Doch die Songs und die Produktion von „Im Gebüsch“ haben leider nicht die Flughöhe von „Die Liebe und der Ärger der Anderen“ und auch nicht den schmissigen Humor von „König der Möwen“, dem mit Gereon Klug geschriebenen Musical.
Da ist er wieder, der alte Schelm!
„Die Konstante. Sie bleibt, sie interessiert sich nicht für Raum und Zeit“, singt Dorau in „Die Konstante“, einem von blassen Balearic Beats getragenen Indie-Pop-Song, um dann zu klagen: „Wäre sie doch ein wenig wie wir!“ Was will er uns damit sagen? Dass er ganz und gar im „Ich sein“ lebt, wie es der nächste Song nahelegt? „Ich sein, das kann ich gut. Zum Du-Sein fehlt mir der Mut.“ Viele Texte sind eher um ein, zwei Sätze herum gebaute Skizzen: „Auf der Weidenallee, mit einem Becher Kaffee. Ein Stück Kuchen dazu, die Sorgen verschwinden im Nu.“ Klar, Andreas Dorau ist ein Popstar der kleinen Themen. Doch zwischen „Tier im Regen“ und „Storchengesang“ klafft leider ein breiter Graben.
Zwanie Jonson, der fast alle Stücke produziert hat, ist diesmal unter seinen Möglichkeiten geblieben. In der zweiten Hälfte nimmt das Album doch noch Fahrt auf, bei „Mein englischer Winter“ und „Was nimmst du mit“, einem Song über die nicht ganz unwichtige Frage: Was tun, wenn im eigenen Haus ein Feuer ausbricht? Doraus Präferenzen sind eindeutig: „Hamster Rudi darf nicht sterben, der soll ja später alles erben. Das signierte Foto von Loki Schmidt – das muss mit!“ Da ist er wieder, der alte Schelm!