Allen Stone
Allen Stone
Decca/Universal
In einer Zeit, in der tschechische Präsidentschaftskandidaten nicht mehr wie ebensolche aussehen, präsentieren sich auch Soulsänger anders, als man sie sich gemeinhin vorstellt. Ganz Slacker-mäßig im Holzfällerhemd, mit zottelig-langem blonden Haar und wuchtiger Hornbrille, taucht beispielsweise Allen Stone auf, ein blasser Amerikaner vom Land. Erhebt er jedoch die Stimme, dann traut man seinen Ohren kaum: Stevie Wonder ist in einen Jungbrunnen gefallen!
Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen hält sich Stone – tatsächlich und nicht nur gefühlt der Sohn eines Predigers – nicht zu sehr mit nerviger Vokalakrobatik auf, sondern versteht es, anscheinend ohne Anstrengung, praktisch aus dem Handgelenk, den Spannungsbogen aufzubauen. Begleitet von Mitgliedern von Raphael Saadiqs Band, mit denen er sich gleich zum Auftakt eine packende Call-and-Response-Schlacht liefert, bewegt sich der 25-Jährige auf seinem zweiten Album, das vor der jetzigen Major-Veröffentlichung bereits die iTunes-Charts hochschnellte, auf klassischem Soul-Terrain – also auf den Spuren von Marvin Gaye und Bill Withers. Das im Übrigen auch textlich: Der Unterstützer der Occupy-Bewegung kommentiert aktuelle Missstände, setzt sich mit der Wirtschaftskrise auseinander und mit dem Problem, dass die Technologien des 21. Jahrhunderts unsere Beziehungen behindern. Und eine Ballade wie „The Wind“ hätten auch die Songschreiber und Produzenten Gamble & Huff nicht besser hinbekommen.
Wenn der „Son Of A Preacher Man“ noch etwas Ballast abwirft, wird er ein ganz Großer. „Trying to change the world with this guitar …“ singt er fürs Erste – und konstatiert: „I know it’s a long shot, but it’s working out so far …“ Aufbruch zum Seelenfrieden!