Bob Dylan hat einmal über die New Yorker Soulsängerin Alicia Keys gesagt, dass es nichts an ihr geben würde, dass er nicht mag („There’s nothing about that girl I don’t like.“). Und spätestens seit ihrer phänomenalen 2009er-Kooperation mit Rapper Jay Z, „Empire State of Mind“, schwebt sie engelsgleich über ihren Kolleginnen aus der US-Superstar-Abteilung. Zwar hat Souljazz-Multiinstrumentalistin Nora Jones in etwa genauso viele Platten verkauft und bei Rihanna gibt es mehr Bling-Bling. Doch seit ihrem Debüt „Songs In A Minor“, das sie mit gerade mal 20 einspielte, ist die Keys ziemlich cool geblieben. Und das will etwas heißen in jenem Revier der Unterhaltungsbranche, wo Paparazzi-Fotos, Klatschmeldungen und rote Teppiche wichtiger erscheinen als die Musik. Alicia Keys ist mittlerweile 31 und hat über fünf Alben bewiesen, dass sie ihr künstlerisches Talent weiterhin zu pflegen versteht. All die belanglosen Interviews mit Promi-Reportern mal außen vor. Dazu kommt, dass sich in der amerikanischen R&B-Szenerie zuletzt massiv Euro-Dance-Klänge von der Stange eingeschlichen haben – David Guetta und Co sei Dank. Keys versucht all diese Seichtigkeiten auszublenden, wenn sie eine junge Schar vonn amtlichen Mitstreitern wie Emeli Sandé, Gary Clark Jr. oder Jamie xx (!) versammelt. Der Titelsong oder auch „Brand New Me“ scheinen sich an der Magie des Megaerfolges „Empire State“ zu orientieren, was nur zu 73 Prozent gelingt. Überhaupt ist „Girl On Fire“ eher ein gut gemeintes, als ein geniales Neo-Soul-Album. Am besten ist sie, wenn sie fast schon minimalistisch am Piano sitzt. Somit bleibt die „neue“ Alicia Keys eine der Großen. Aber auch diese können nicht immer zaubern.