Alanis Morissette
Flavors Of Entanglement
Warner
Viel Seelenschau und Produktionskniffe, eher gewöhnliche Songs
Dieses Album sei ein ganz besonders introspektives, selbstreflektierendes, sagt Alanis Morissette. Die anderen etwa nicht? Dass so viele Menschen mit der Musik von Morissette nichts mehr am Hut haben, hat doch ausschließlich mit dem übertrieben analytischen, öffentlich therapeutischen Grundton zu tun, der nach dem Wutausbruch des Debüts praktisch alle Lieder dieser Karriere charakterisierte.
Doch, doch, sagt Morissette, die letzten zwei Jahre seien besonders schwierig gewesen und hätten besonders viel Veränderung gebracht. „Flavors Of Entanglement“ heißt die Platte, weil Morissette sich mit eben denen auseinandersetzt, mit der Karriere, mit gescheiterten Beziehungen, auch noch mal mit der Kindheit.
Produziert wurde „Flavors“ von Guy Sigsworth, eine Überraschung. Sigsworth hat Björks Maschinenwelten kreiert und kennt sich mit elektronischem Aberwitz und Elite-Pop gut aus. Aber mit Rockmusik? Der gemeinsame Nenner, den Sigsworth und Morissette finden, ist eher ein Kompromiss als eine Schnittmenge. Morissettes Lieder entstehen genau wie vorher als stream of consciuosness mit den bekannten melodramatischen Melodien und eher gewöhnlichen Akkordwechseln. Sigsworth dekonstruiert die hier sonst abonnierte L.A.-Studioband, um sie dann mit Elektroflicken wieder zusammenzusetzen. Es gibt ein Lied mit einer Dance-Bassdrum. eines mit einem Uptempo-Breakbeat, diverse mit düster wabernden, TripHop-artigen Subbässen. Aber es gibt auch wieder Tablas mit Metal-Riffs, Midtempo-Popmusik und waidwunde Pianoballaden.
Wenn Sie mich fragen: Morissette hätte nicht unbedingt einen anderen Produzenten gebraucht. Dafür aber einen Songschreiber, der ihrer „enormen, supermassiven, Planeten verschlingenden Emotionalität“ (Sigsworth) etwas hätte entgegenhalten können. Nur so ein Gedanke.