Air: „10 000 Hz Legend“ – ihr mutigstes Album

Das beste Album des French-Pop-Duos mit Extras

Wie R.E.M. und Pink Floyd gehören Air zum kleinen Club der Drei-Großalben-in-Folge-Künstler. Nur ist beim Duo Air in Vergessenheit geraten, wie aufregend ihre frühe Entwicklung war. Nach dem Lounge-Pop von „Moon Safari“ und dem Giallo-inspirierten Blutroter-Samt-Jazz von „The Virgin Suicides“ kam dieses Werk, das Kraftwerk-Minimalismus mit Voodoo, Space Rock und Country vereint. Manche bezeichnen „10 000 Hz Legend“ als Geburtsstunde des „New Prog“. Da es seit zwanzig Jahren aber kein ähnlich klingendes Album gibt, hat es keinen Nachfolger und eigentlich kein Genre begründet.

Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel sprechen als lüsterne Außerirdische durch Stimmverzerrer und beschwören das Monster „Mesamedasu, prince from the biomass“, das aus „Sex Born Poison“ entsteht. Weil sie wussten, dass Mythologien nicht ernst zu nehmen sind, beendeten sie die Lieder mit selbstironischen Pointen. In „Don’t Be Light“ jauchzt Gastsänger Beck: „Aah, wildlife!“, und gibt einen Steinzeitmenschen, der nicht weiß, dass Homo sapiens seine Existenz Aliens verdankt, die ihn im Fadenkreuz beobachten. Kurz, 2001 gab es kein Album, das erotischer war, paranoider, lustiger – und kühner. Der Versuch eines „Moon Safari 2“ wäre leicht gewesen für Air, stattdessen entschieden sie sich, alle Verbindungen zu dem Chill-out-Klassiker zu kappen. Erst nach dem kommerziellen Misserfolg von „10 000 Hz Legend“ taten sie genau das immer wieder: Ball-Chair-Songs komponieren, die jedoch nicht an die alte Größe heranreichen. Air richteten sich in ihrer Beauty Boutique ein.

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Bei den Extras der Doppel-CD wäre mehr drin gewesen. Nur vier Studiodemos, um die Albumentstehung zu beleuchten? Außerdem: Ihre 2001erTournee in Quintettstärke, mit Jason Falkner als singendem Bassisten, war ein Triumph, wird aber ebenso mit nur vier Auszügen gewürdigt. Schleierhaft auch, warum Air zur Bewerbung des Reissues einen Teaser nach dem anderen aus der unveröffentlichten Doku „Airstrike“ zeigen, der Tourfilm dann aber im Tresor bleibt.
(Warner)