AC/DC
Power Up
Großer Hardrock-Spaß mit ein bisschen Füllmaterial
Die abgestoppten Riffs, die im Chorus stramm durchgeschlagen werden, der immer etwas tumbe, aber effiziente Beat, die erwartbaren Breaks und Fermaten, die immergleichen Blueslicks und Fills, die kaskadenartigen Sololäufe und nicht zuletzt dieses geburtswehenartige Pressgekeife. Man hat das alles schon schon oft genug gehört und, was noch schlimmer ist, gelesen. Aber wie man sich bei einer guten Fernsehserie auf die Marotten und blöden Sprüche seiner Lieblingsfigur freut, so geht es einem auch bei jedem neuen Album von AC/DC. Die Sprüche eingeschlossen. „A shot in the dark/ Yeah, electric sparks/ A shot in the dark/ Beats a walk in the park.“ Leider fehlt der Kanonendonner.
Die erste Auskopplung „Shot In The Dark“ ist eine hübsche Variante von „Stiff Upper Lip“ und das war bekanntlich schon eine hübsche Variante … ach, egaaal. Es gibt einige Songs auf „Power Up“, die mit großem Bimbam dem Gesetz der Serie gehorchen. Aber jedes gute AC/DC-Album tätigt seiner musikalischen Mangelökonomie zum Trotz ein paar Neuinvestitionen. Hier haben sie an den Chören gefeilt. Die sind nicht mehr nur hooliganeskes Gebrüll im Kleinformat, sondern tragen etwas bei zur melodischen Struktur. In dem souverän aus der Hüfte gepolterten „Realize“ zum Beispiel löst der raunende Männergesangsverein Brian Johnsons Krächzen ab und macht so die Chorus-Melodie erst rund. Bei „Witch’s Spell“ lassen zunächst die liquiden Gitarren der Youngs in der Bridge aufhorchen, aber dann kommt der famose Refrain, der flankiert von den unaufdringlichen Backings seine melodische Durchschlagskraft entwickelt. Ein neues Lieblingslied. Und auch der nostalgische Pub-Rock-Schunkler „Through The Mists Of Time“ klingt nicht nach dem üblichen AC/DC-Kanon-Futter.
Absurde Füllsel trüben den Spaß allerdings. Dabei ist das Album mit zwölf Songs ohnehin mindestens zwei zu lang. Eher vier. Praktischerweise stehen sie ganz am Ende. Man macht einfach aus, wenn man genug hat. (Sony)